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Post für Herrn Krieger. Ein offener Brief.

Dienstag, 7. September 2010, geschrieben von Mimi Müller

Zunächst ein Video aus dem Monat Juli, von “Kruess TV”, nee, über die Seite kam ich hin… also vom Kanal der Stadt Duisburg. Bei you tube.

Und nun ein Brief, der mir unter den Nägeln brennt:

Sehr geehrter Herr Krieger,

Sie beabsichtigen in der Stadt Duisburg zu bauen. Die Bürger Duisburgs wissen leider nicht, wie weit Ihre Planungen gediehen sind, auch nicht, ob Sie die für Ihre Unternehmung notwendigen Genehmigungen schon erteilt bekamen.  So etwas wird hier üblicherweise hinter verschlossenen Türen abgehandelt, in nichtöffentlichen Sitzungen oder “Investorengesprächen”, über deren Inhalt die Bürger erst in Kenntnis gesetzt werden, wenn alles  “in trockenen Tüchern” ist.  Allein: von diesen Tüchern wird uns selten auch nur ein Zipfel gereicht.

Natürlich wissen Sie um die besondere Situation in der unsere Heimatstadt sich befindet.  Die schreckliche Tragödie, bei der 21 Menschen den Tod fanden und Hunderte verletzt wurden, insbesondere aber der Umgang der von uns gewählten Vertreter damit,  drohen unsere Stadt in ihrem inneren Zusammenhalt zu zerreissen.  Sie ist bis in ihre Grundfeste erschüttert.

Auf dem mittlerweile in Ihr Eigentum übergegangenen Grundstück Alter Güterbahnhof befindet sich der Ort, an dem das bis heute für uns Unfassbare geschah. Rampe und Tunnel sollen, wie ich den wenigen Plänen entnehme, die mir bekannt sind, Ihrem Bauvorhaben weichen.

Sie haben vor einiger Zeit mitteilen lassen, dass Sie mit Rücksicht auf die Trauernden geplante Arbeiten zunächst zurückstellen wollen. Wie lange, dass sagten Sie nicht.

Nun redete der hiesige Kulturdezernent davon, daß nach dem 4. September Bauarbeiten begönnen, die ein Trauern am Unglücksort nicht möglich machten, weswegen ein anderer Ort für ein “temporäres”  Gedenken gewählt wurde.

Ferner sprach Herr Sauerland davon, er habe kürzlich mit einem Investor gesprochen, der “trotzdem” käme, und an seiner geplanten Investition festhielte. Er sagte, er habe mit diesem verhandelt. Worüber sagte er nicht.

Nun weiß ich nicht, ob es sich bei diesem Investor um Sie gehandelt hat und ob hier – einmal mehr – Fakten geschaffen werden sollen, die unumkehrbar sind.

Ich bitte Sie, uns, den Duisburgerinnen und Duisburgern,  mitzuteilen, ob Sie  beabsichtigen, Rampe und Tunnel kurzfristigen baulichen Veränderungen ( beispielsweise Abriss ) zu unterziehen.

Sollte dies so sein, so bitte ich Sie von ganzem Herzen, von diesem Ansinnen einstweilen Abstand zu nehmen und den Bürgern die Gelegenheit zu geben, den öffentlichen Diskurs darüber, wie sie mit dem Unglücksort zukünftig umgehen wollen, weiterzuführen.

Er ist für uns, wie für die, die Leben und Gesundheit dort ließen, ein Schicksalsort.

Ich bitte Sie deshalb inständig, uns allen ausreichend Gelegenheit zu geben, nach Möglichkeiten zu suchen, die der Toten würdig und den Lebenden tröstlich sind.

Mit freundlichen Grüßen

Mimi Müller