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Guten Morgen, Herr Heidenreich,

Donnerstag, 19. August 2010, geschrieben von Mimi Müller

wochenlang haben die Bürger Duisburgs vergeblich darauf gewartet, daß jemand aus Ihrer Partei, das Wort ergreifen und den Parteifreund Oberbürgermeister zum Rücktritt auffordern möge.

Zunächst mussten wir lesen, daß Ihr Kollege Enzweiler, in altbekannter Manier, „Sondierungsgespräche“ führte – um mal herauszufinden, wie es denn so steht, mit den Mehrheiten, und ob sich denn wohl ausserhalb der eigenen Reihen noch jemand fände, der bereit und willens wäre, Sauerland im Amte zu halten.

Nun haben also auch Sie sich zu Wort gemeldet.  Sie richteten es aber nicht an die Bürger, die täglich neu erleben müssen, wie das Ansehen Ihrer Heimat beschädigt wird, von jenen, denen der Begriff der  „politischen Verantwortung“  vollständig fremd zu sein scheint.

Zwar wendeten Sie sich an die Presse um eine Rücktrittsforderung auszusprechen, aber sie forderten den Rücktritt von Innenminister Jäger.

Hätten Sie ebenfalls den Rücktritt des Herrn Sauerland gefordert, so hätten Sie,  in meinen Augen,  sich zumindest ein Minimum moralischer Integrität bewahrt und die Bürger hätten in nicht allzuferner Zukunft darüber nachdenken können, ob und wie weit Sie Ihnen noch vertrauen und Sie wählen können.

Durch Ihr einseitiges, leicht durchschaubares Manöver jedoch haben Sie sich so vollständig diskreditiert, wie man es mit einem einzigen „Statement“ überhaupt nur tun kann.

Insbesondere erbost mich die Tatsache, dass Sie anscheinend ernsthaft annehmen, überhaupt irgendjemandem (egal wem) den Vorwurf machen zu können, er beschädige die Demokratie. Dazu, Herr Heidenreich, fehlt Ihnen allein deshalb schon jedwede Berechtigung, da Sie und Ihre Fraktion ebenfalls die Demokratie fortlaufend beschädigen und daher gar nicht über die moralische Autorität verfügen, gegen andere einen solchen Vorwurf erheben. zu können.

Allein aus Sorge um das Wohl dieser Stadt und Ihrer Bürger hätten Sie schon vor Wochen, als dieses erbärmliche Entschuldungs-Spektakel zu reifen begann, die Reißleine ziehen und Ihren Parteifreund Sauerland zum Rückzug bewegen müssen. Stattdessen stärkten Sie ihm den Rücken, was zu weiteren, noch verheerenderen öffentlichen Auftritten führte, die das Ansehen unserer Stadt nun auch weltweit nachhaltig beschädigt haben.

Neben dem notwendigen Bewußtsein für politische Verantwortung ist Ihnen jetzt auch noch der politische Instinkt abhanden gekommen. Das wird sich in einer Weise rächen, die sie jetzt schon fürchten müssen. Je länger Ihre Verweigerung Konsequenzen zu ziehen andauert, umso mehr wird gerade Ihre Partei Schaden nehmen. Sie können doch jetzt schon einem Wahlergebnis entgegensehen, wie Sie es bisher nur von der FDP kennen. Der CDU Duisburg droht, in die Bedeutungslosigkeit zu versinken. Doch diese Gefahr zu erkennen, gar abzuwenden – dazu ist in Ihrer Partei offenkundig niemand in der Lage. Ihre Fraktion fügt all den seelischen Wunden, an den wir schwer zu tragen haben, täglich neue hinzu.

Das wird man Ihnen nicht vergessen , denn es werden Narben bleiben, uns zu erinnern.

Da wohlmeinende Appelle der Ministerpräsidentin, der Kanzlerin und des Bundespräsidenten keine Früchte getragen haben, machte es keinen Sinn, wenn ich nun einen weiteren an Sie richtete.

Ich belasse es deshalb dabei, Ihnen – einmal mehr – meine Meinung gesagt zu haben.

Ich hoffe, Sie erinnern sich bis zum Tag der Abwahl daran, was es heißt, politische Verantwortung zu tragen. Damit wir dann auch auf das zu sprechen kommen können, was Sie in Bezug auf Ihren politischen Gegner bewegt. Das ist für uns so lange nachrangig , bis der Mann, der in dieser Stadt qua Amt Verantwortung zu übernehmen hat, es auch tut.

Die Bürger wissen sehr wohl, wie das geht, das  “in die Zukunft schreiten”: es heißt, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Große Sprünge und das Überfliegen waren immer nur die Sache derer, die sie zu ihrer Vertretung wählten.