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Allein auf weiter Flur?

Montag, 13. September 2010, geschrieben von Mimi Müller

“Sauerland wird in eigener Stadt zum Aussenseiter” titelt die RP Duisburg diesen Artikel, den ich aufmerksam zu lesen bitte, da er in vielerlei Hinsicht bemerkenswert ist.

Die RP ist mir schon mehrfach ganz  extrem aufgefallen – nämlich, zum einen, wenn es darum ging,  wiederholt die angeblichen Morddrohungen gegen den OB und seine Familie zu erwähnen,  selbst dann noch, als sie andrenorts kein Thema mehr waren und der wiederholt erwähnte “Polizeischutz” längst durch Herrn Sauerland selbst “relativiert” worden war,  zum anderen, weil immer wieder “christliche” Bezüge zum Geschehen um Herrn Sauerland hergestellt und herangezogen wurden. Hierzu habe ich mich bereits geäußert.

Nicht geäußert habe ich bisher zu der Tatsache, daß Herr Sauerland für seinen ersten (halb)öffentlichen Auftritt nach der Loveparade das Fastenbrechen unserer muslimischen Brüder und Schwestern wählte. Aus gegebenem Anlass, nämlich dieses Artikels, will ich mich jetzt ganz deutlich äußern:

Wenn ich Herrn Sauerland jemals etwas als Verdienst angerechnet habe, so waren es seine Bemühungen um die Integration.  Seit seiner Teilnahme an jenem Fest bin ich der Überzeugung, dass er dabei ist, seine Bemühungen allesamt zu nichte zu machen.  Schon damals war mir klar, daß er da einen sehr heiklen Weg zu beschreiten sich anschickte,  der nicht absehbare Folgen hätte und der durchaus geeignet ist, alle seine bisherigen Erfolge zu nichte zu machen.  Als türkische Mitbürger sich dann vor dem Rathaus dem “Pro-Sauerland” Freundes-Kreis anschlossen, und aufgebracht den Duisburgern entgegentraten, die den Rücktritt des OB  forderten, waren meine ersten Befürchtungen bereits Realität geworden…

Wenn ich nun in der RP am Schluß lese:

“Adolf Sauerland selbst macht sich keine Illusionen für den Fall, dass der Abwahlantrag scheitert. Vor ihm liegen schwierige Wochen, Monate, wenn nicht sogar Jahre – das weiß er. Er baut auch darauf, dass er nicht nur im Integrationsrat der Stadt überzeugen kann. Zwölf der 18 Mitglieder in diesem gewählten Gremium unterzeichneten am Freitag eine Erklärung, in der es wörtlich heißt: „Duisburg braucht diesen Oberbürgermeister.“

dann möchte ich auch dazu deutlich Stellung beziehen.

Zunächst wende ich mich an den Integrationsrat:

Ich möchte Sie ganz entschieden auf Ihre Aufgaben hinweisen.

Ihre einseitige Parteinahme für den amtierenden Oberbürgermeister gehört nach meinem Dafürhalten ganz eindeutig nicht zu Ihrem Aufgabenbereich.  Sie sollen für “Integration” wirken – aber Sie gehen hier, ohne Not, auf eine durchaus mögliche Konfrontation zu.  Sie sollen überparteilich wirken – aber sie ergreifen einseitig Partei. Wenn Sie, jeder Einzelne, eine Privatmeinung verträten, dann hätte ich dagegen nichts einzuwenden. Sie melden sich aber als Integrationsrat zu Worte.  Das halte ich für ebenso unzulässig wie ich es für gefährdend halte. Es widerspricht zudem allem, was ich auf den Ratsseiten an Informationen über Sie als Mandatsträger und die Arbeit Ihres Referates lesen konnte. Unter anderem heißt es  ” Bei der Wahrnehmung all dieser Aufgaben lassen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stets vom Gedanken des offenen Austauschs und Dialogs leiten.”  Zum einen gehört es meiner Meinung nach nicht zu Ihren Aufgaben, einseitig Partei für eine einzelne Person zu ergreifen, die Sie – aus durchaus verständlicher Sicht – für geeignet halten, Oberbürgermeister zu sein.  Die Türen zu einem  offenem Austausch und Dialog haben Sie in jenem Moment zugeschlagen, als Sie Ihre Erklärung herausgaben.  Ich weiß nicht, wie Sie das vertreten wollen, ob das überhaupt vertretbar ist, was  Sie da tun.  Ich kann zwar sehr gut nachvollziehen, dass Sie Herrn Sauerland in ganz besonderem Maße als Ihren Freund betrachten – das entbindet Sie jedoch nicht davon, mit allen Duisburgern einen freundschaftlichen Umgang zu pflegen. Die  “Integration” von der wir reden, ist nicht Sache eines Einzelnen. Jeder Einzelne ist zwar persönlich gefordert, seinen Beitrag zu leisten – aber “die” Integration ist nur von uns allen zu schaffen.  Sie erweisen unserem gemeinsamen Anliegen durch Ihre Erklärung und Parteinahme einen schlechten Dienst.

Ich habe mir oft gewünscht, dass wir alle, gleich welcher Nationalität, die wir vom Sozialabbau betroffen sind,  für eine gerechte Welt streiten. Wie gerne hätte ich mit Ihnen einmal für etwas  demonstriert, für Kindergartenplätze, bessere Schulen, gerechtere Löhne.  Ich habe mir gewünscht, dass wir  zusammenwachsen, brüderlich, schwesterlich, weil wir alle unter denselben Verhältnissen zu leiden haben und uns nur gemeinsam gegen die Ungerechtigkeiten und die politischen Verantwortungslosigkeiten dieser Tage zur Wehr setzen können.  Und nun erlebe ich,  dass  Sie sich ausgerechnet an diesem Punkte zu Worte melden, ja auch demonstrieren,  wo ihre deutschen Mitbürger sich in einem tiefen Konflikt mit Ihrer “Obrigkeit” befinden und – aus guten Gründen-  Ab- bzw. Neuwahlen einfordern.

Sie hätten keinen schlechteren Zeitpunkt und keine schlechteren Anlass für ihre Sympathieerklärung finden können.

Sie hätten besser geschwiegen.