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Schreckliche Tage

Freitag, 3. Dezember 2010, geschrieben von Mimi Müller

Es gibt Tage, die sind einfach nur schrecklich. Heute ist wieder so einer. Ich sollte die ersten zwei Stunden nach dem Aufwachen in absoluter Stille, mit Ohrstöpseln und Schlafmaske einfach nur still im Bett verharren. Nur keine Zeitung, nur keine Nachricht, kein Blick aus dem Fenster… Nach dem Erwachen ist meine Seele so ungeschützt… Ich weiß nicht, wo mein Geist, meine Seele sind, wenn ich schlafe. Aber ich weiß:  Sie wollen nicht zurück in diese Welt.  Und jedesmal, kaum das man die Augen aufschlägt,  Rücksturz zur Erde. Heute Morgen war er besonders heftig, man, bin ich aufgeschlagen…: Ich hab Frau von der Leyen im Fernsehn gesehn und gehört. Da bin ich ausgerastet…

Ich kann Ihnen nicht sagen wie unverschämt, wie verlogen, wie anstandslos und asozial ich dieses wohlgesetzte Gerede finde. Diesem ganzen Wahn ist nur beizukommen, in dem man die, die ihn pflegen, einmal genau in diese Lebenswelt stellt, die sie anderen schaffen…

Da stellt sich jemand hin, der schon mit dem goldenen Löffelchen in den aufgeblasenen Backen groß geworden ist, der x-Kinder in die Welt gesetzt hat, die er allesamt unter erstklassigen Bedingungen für gutes Geld betreuen lässt, dessen Haushalt geführt, Böden gewischt, dessen Wäsche gewaschen und dessen Auto gefahren wird, also jemand, der sich um nichts anderes in seinem Leben hat kümmern brauchen, als um seine und die Bildung der Seinen und dessen Leben in einer Art und Weise priviligiert gewesen ist, wie man es sich nur erträumen kann…. also, da stellt sich so jemand dahin und erzählt allen Ernstes, dass es gerecht und ja nachgerade großzügig seie, wenn das Sterbegeld um 5 Euro erhöht wird – und was man damit alles Gutes für sich tun kann. Pfui Teufel.  Ich kann sie nicht mehr sehen, diese selbstherrliche Rabenmutter der Nation.  Ich will Inge Meisel wieder haben – die hatte Herz, da wo bei anderen das Portmannaie sitzt…  Was wohl eine Politikerin wie Luise Albertz zum Heute gesagt hätte ? Oder Willy Brandt?…

Kaum hatte ich meinen Pantoffel nach Frau von keinerlei Leiden geworfen, fiel mein Blick auf das Hamburger Abendplatt, in dem der Noch-Bürgermeister den Reigen unausgesetzten Blödsinns fortsetzte. Wie blamabel, wie obergrotten peinlich, was der Mann seit seinem Bunten Interview und dem Abgang der BlindGrünen so von sich gibt… Jede Nanny würde ein gleichartig agierendes Kind wegen anhaltendes Trotzes auf die stille Treppe gesetzt haben. Wie es weitergeht mit ihm, und uns, in Hamburg jetzt ? Achtung, jetzt kommt sein Bonbon:

“Draussen schneits, es ist kalt, und ein Bürgermeister muss sich kümmern.”

Ich sag`s Ihnen, wenn der heute mit ner Tüte Salz hier vorbeikommt, dann raste ich vollends aus. Dann werfe ich Pommes…

An Duisburg darf ich heute gar nicht denken. Da fühlt sich der Oberbürgermeister nicht mal fürs Salzstreuen verantwortlich…

(Der Ex-Bürgerschaftspräsident, ebenfalls CDU, hatte das im letzten Winter übrigens schon vorzüglich und “vorbildhaft” umgesetzt, dieses “Kümmern”. Er hatte sich seine Wohnstrasse “druckvoll” vorrangig räumen lassen. Deshalb isser gezz “ex”)

Noch vor dem Frühstück zu kotzen ist gar nicht so schwer zur Zeit. Das hat mich  Geissler-minus gelehrt. Nie hat mich ein Politiker länger und tiefer getäuscht als dieser…

Sie sehen: es geht mir nicht gut. Ob die Seele dem Körper gefolgt ist und nun ebenfalls angeschlagen? Keine Ahnung. Meine Seele hat jedenfalls mehr als nur einen Schnupfen.

Diese Menschen, die von der Lebenswirklichkeit derer, die sie wählten, nicht mehr die geringste Kenntnis haben, die unser “Tafelsilber”, unsere gesamte Daseinsvorsorge verscherbelt haben – diese Menschen machen krank. Und nicht nur mich. Jeder gesunde Mensch muss an so viel Unverstand verzweifeln. Sie haben uns ein Leben geschaffen, das auf Dauer weder zu tragen, noch  zu ertragen ist. Und selbst dieses bißchen Leben setzen sie mit ihren fortgesetzten verantwortungslosen Handlungen aufs Spiel.

Für Millionen Menschen gibt es keine Arbeit mehr. Weitere Millionen verdienen mit ihrer Arbeit nicht genug, um das Lebensnotwendigste zahlen zu können.  Sie alle werden täglich neu verhöhnt, von denen, die die Verantwortung dafür zu übernehmen sich weigern. Die Banken retten und die Stirn besitzen, sich gegen einen Mindestlohn auszusprechen. Die, noch im Amt, für ihre Anschlussarbeitsverträge entsprechende Regelungen treffen, sich “gut aufstellen” “auf dem richtigen Weg” an das fette Büffett. Pfui Teufel!

Ein schrecklicher Tag.  Ein Advent, der mich nicht tröstet.