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Pleiten, Pech, Pannen. Wie man eine Stadt in Grund und Boden regiert.

Dienstag, 9. November 2010, geschrieben von Mimi Müller

Manchmal ist es auch gut, wenn mal wieder was schief läuft. Bahnhofsvorplatz.

Wenn der nicht so kommt, wie er soll, da müssen wir uns noch glatt bedanken.

So gibt es aus dem Beirat für Stadtentwicklung im Februar 2010 folgende Feststellungen:

” (…) Es ist daher umso weniger nachzuvollziehen, dass der Preisträger aus Sicht des Beirates wesentliche Grundbedingungen für die Gestaltung eines zentralen Platzes am Hauptbahnhof nicht erfüllt. Es kann nur vermutet werden, dass durch überwiegend verkehrstechnische Vorgaben der Entwicklungsspielraum beengt war.
Der Beirat bedauert es sehr, dass die anderen Wettbewerbsbeiträge nicht vorgelegt wurden, denn nur in Kenntnis der anderen Entwürfe und der darin steckenden Ideen und Planungsansätze ist ein Vergleich möglich. Dass diese nicht der Öffentlichkeit zugestellt und ausgelegt wurden, ist völlig unverständlich, da es sich um eines der wichtigsten Bauvorhaben in der Innenstadt von Duisburg handelt.

Der Beirat hat folgende Anregungen und Bedenken:

1.     Die städtebauliche Situation des Bahnhofsvorplatzes wird maßgeblich geprägt      von der Ausrichtung des denkmalgeschützten Empfangsgebäudes auf die Achse Friedrich-Wilhelm-Straße. Das in der Nachkriegszeit errichtete, ebenfalls denkmalgeschützte IHK      Gebäude als raumgestaltendes Pendant zum Bahnhof nimmt in seiner sachlichen Prägung diese Ausrichtung auf. Diese qualitätsvolle      städtebauliche bzw. stadträumliche Situation wird durch die vorliegende Planung nicht berücksichtigt.

Dem vorgelegten Entwurf fehlt ein übersichtlich und klar geordnetes Konzept für einen großstädtischen Bahnhofsvorplatz, der einerseits die eindeutige Beziehung zur Achse Friedrich-Wilhelm-Straße hat           und andererseits über attraktive angrenzende Platzzonen zwingend zur Königstraße überleitet.

2.     Die problematische Verkehrsführung bringt eine wesentliche Reduzierung von verkehrlichen Anbindungen des Hauptbahnhofs mit sich. Ungünstig ist unter      anderem die Entfernung der Taxen von der Haupteingangshalle, da man eine unattraktive Kolonade entlang laufen muss. Insgesamt fehlt die nach Ansicht von BEST unabdingbar notwendige Vorfahrt vor den Haupteingang des Hauptbahnhofes einer Halbmillionenstadt. Ein in die Achse des Haupteinganges gestelltes Vordach wäre wünschenswert.

3.     Das Prinzip der Inseln, das die sicherlich übergroße Platzzone zwischen Bahnhofsgebäuden und der Neubauzeile mit dem Ziel einer guten Fußgängerlenkung  spannungsreich gliedern soll, erschwert die Orientierung am Haupteingang für ortsunkundige Personen. Die der Empfangshalle unmittelbar vorgelagerten Inseln verhindern außerdem, dass das Denkmal in seiner sachlichen Strenge und Prägung wahrgenommen wird und beeinträchtigen damit dessen Erscheinungsbild.

Die Gestaltung des Platzes wirkt weitflächig und ohne Bezug auf den Ort. Weder die besondere verkehrliche Lage dieses Knotenpunktes, noch die Identität der Stadt, noch die Gestalt der angrenzenden Bebauung sind ablesbar. Der Hinweis auf die Lage am Rhein durch die Verwendung des Kieses im Bodenbelag erscheint nicht ausreichend.

Der Knotenpunkt der Überleitung zur Königstraße ist nicht überzeugend ausgebildet und stellt nur eine Straßenquerung dar. Der Duisburger Informations-Pavillon erscheint in diesem Kontext störend. Hier müsste eine ganz spezifische Platzgestaltung mit einem besonderen Schwerpunkt entwickelt werden.

4.     Die nördliche Spitze der geplanten Zeilenbebauung an der Mercatorstraße ist ablesbar von der Verkehrsrichtung geprägt. Sie steht dem Fußgängerstrom entgegen.
5.     Abweichend von der Darstellung im Plan ist die Bepflanzung der Inseln mit Bäumen nicht möglich, Bäume können nur in den Randbereichen des Bahnhofvorplatzes gepflanzt werden.

6.     Die Anordnung einer Baumreihe entlang der Mercatorstraße trennt die Fläche vor dem Bahnhof von der Friedrich-Wilhelm-Straße. Das Weglassen eines Baumes in der Baumreihe reicht bei weitem nicht aus, die Achse in Richtung Kantpark und WLM erlebbar zu machen.
7.     Die völlig fehlende Auseinandersetzung mit der Anbindung zur Duisburger Freiheit kann darauf zurückgeführt werden, dass hinsichtlich der Entwicklung des Güterbahnhofgeländes und des südlich an den Bahnhof angrenzenden Gebäudeflügels keine oder unzureichende Informationen im Auslobungstext gegeben wurden.

Hier müssen Mittel und Wege zu einer städtebaulich durchdachten Verknüpfung größerem Maßstab untersucht und in den zu entwickelnden Bebauungsplan der Duisburger Freiheit eingearbeitet werden.

Insgesamt ist das Umfeld des Bahnhofsvorplatzes und die angrenzenden Bebauungsfelder sowie die großräumige Verkehrsführung mit in die Überlegungen zum Bahnhofsvorplatz einzubeziehen.

8.     Lage und Anordnung der Fahrradstellplätze am südlichen Ende der Wettbewerbsfläche werden so nur als Platzhalter für eine noch      auszuarbeitende Lösung betrachtet.

Der Beirat für Stadtgestaltung fordert weitere Einsicht in das Verfahren mit Kenntnis der anderen Lösungen sowie der Auslobungsunterlagen, um in eine noch detailliertere fachliche Diskussion über eine Modifizierung bzw. Änderung der Planung eintreten zu können.   (…)


Im Juni, bei einem Sachstandsbericht, befasste sich dann auch der Ausschuss für Stadtentwicklung erneut mit dem Thema. Und wieder wurd Kritik laut – während Herr Oehmke in vielerlei Hinsicht seine Ahnungslosigkeit unterstrich.