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Gründliche Arbeit

Montag, 24. Januar 2011, geschrieben von Mimi Müller

Ein aktueller Beitrag.

“Knapp 90 Beamte arbeiten seit einem halben Jahr daran, sich ein Bild zu machen und die Abläufe zu rekonstruieren, die zu dem tödlichen Gedränge führten. Mehr als 2.200 Menschen wurden vernommen. Hinzu kommen Fotos, Handyvideos, Filme von Überwachungskameras und jede Menge Akten.”

Das möchte ich jetzt einmal ganz deutlich herausgestellt wissen:

90 Ermittler arbeiten über ein halbes Jahr tausende und abertausende Arbeitsstunden lang daran und die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt nicht nur weiter gegen unbekannt, sondern kommt nach ihren bisherigen Ergebnissen zu dem Schlusse, daß  in 16 Fällen ihr Ermittlungen konkret nun gegen “bekannt” geführt werden.

Von den 16 “konkreten” Ermittlungen richten sich allein 11  also mehr als 2 Drittel gegen Bedienstete der Stadt Duisburg, darunter Dezernenten und Amtsleiter.

Und diese vorläufigen konkreten Ermittlungsergebnisse rechtsstaatlicher Stellen, von 90 Beamten und Vertretern der Staatsanwaltschaft haben hinter dem ebenso vorläufigen Entlastungsbericht einer Kanzlei aus Düsseldorf zurückzutreten, der seither zur Begründung für seinen Verbleib im Amt herangezogen wird ?

Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Herrschaften. Es hat geheißen, man habe vollstes Vertrauen in die Arbeit der Ermittlungsbehörden und man wolle  abwarten…

Und nun hat diese ebenfalls erste Ergebnisse vorgelegt – die ganz erheblich von denen des Abschlussberichtes der Kanzlei Heuking abweichen.

Während diese nämlich überhaupt gar kein Fehlverhalten, nirgends, erkennen will, soweit es den Verantwortungsbereich der Stadtverwaltung  angeht, hat die Staatsanwaltschaft zumindest soviele Anhaltspunkte, dass sie in 11 Fällen  ihre bis dahin ausschließlich gegen unbekannt geführten Ermittlungen präzisieren und gegen bestimmte Personen richten kann.

Es stand und steht für mich völlig außer Frage, daß nach Bekanntwerden dieser vorläufigen Ergebnisse Herr Sauerland nun endgültig die politische Verantwortung unverzüglich zu übernehmen gehabt hätte.

Er hat seinen Amtsverbleib begründet mit weiterer Hilfe bei der Aufklärung und dem eigenmächtig in Auftrag gebenen Entlastungsbericht, der es ihm erlaubte,  erste staatsanwaltschaftliche Ermittlungsarbeiten abwarten zu können.

Jetzt aber stellt er den vorläufigen Entlastungsbericht über die Ergebnisse der bisherigen staatsanwaltschaftlichen Ergebnisse. Denn genau das bedeutet es,  wenn er diesem durch seinen weiteren Amtsverbleib eine höhere Wertigkeit beimisst, als denen der Staatsanwaltschaft, die immerhin 11 konkrete Anhalte bei der Stadtverwaltung für ihre weitere Ermittlung sehen.

Dass alle anderen Verantwortungsträger schweigend über diesen neuerlichen Affront hinweggehen, gar so tun, als seie gar nichts gewesen, als müsse man erst ein höchstrichterliches Urteil abwarten, – ehrlichgesagt:

das ist das wirklich Unfassbare.  Ich bin zutiefst erschüttert darüber, wie kleinmütig und verzagt Sie sich auf der einen Seite von Herrn Sauerland vor sich hertreiben und in Ihrer ganzen Ohnmacht vorführen zu lassen – und wie instinkthaft machtbesessen sie andrerseits seit Wochen und Monaten nun schon im Zusammenspiel agieren.

Wenn ich bisher geglaubt habe, Sie besönnen sich, so muß ich eingestehen, daß ich damit nun nicht mehr rechne. Ich weiß nicht, was geschehen muss, damit Ihnen die Augen dafür aufgehen, was für einen Schaden Sie angerichtet haben  und täglich neu anrichten. Und auch, dass dieser Schade sich nicht auf Duisburg begrenzt. Sie scheinen völlig vergessen zu haben, dass sich das alles diesmal tatsächlich vor den Augen der gesamten Republik abspielt, was sie hier Tun und Lassen.  Duisburg ist zum Synonym geworden. Über die Toten der Loveparade hinaus wird man es in Zukunft mit der standhaften Weigerung der Übernahme politischer Verantwortung in Verbindung bringen.  Die Stadt der Unverantwortlichen.

Ich habe intensiv zu arbeiten – warten Sie nicht auf mich. Kann dauern.