Zurüruck zum Inhalt

Wie die Dinge sich entwickelten…

Dienstag, 31. August 2010, geschrieben von Mimi Müller

Am Samstag, dem 31.7. 2010 findet , eine Woche nach der Loveparade, die Trauerfeier in Abwesenheit des Oberbürgermeister statt. Im Vorfeld lassen die Bundeskanzlerin, der Bundespräsident und verschieden andere landes- und bundespolitische CDU-Größen zwar  vorsichtig formuliert, aber dennoch keinen Zweifel daran, daß sie einen politisch verantwortlichen Rücktritt von Herrn Sauerland erwarten. Von der örtlichen CDU hört man nichts.

War ursprünglich noch gesagt, die Trauerfeier werde auf Plätze rund um die Salvatorkirche übertragen , ist zwischenzeitlich anderes geplant worden: Es wird zeitgleich eine Trauerfeier im Fußballstadion des MSV geben.

Wieso auf einmal das Wedaustadion „Austragungsort“ sein sollte, wollte mir nicht einleuchten. Man erwarte Zigtausende, hieß es zur Erklärung.

Und ich dachte mir, daß ich,  lebte ich noch in Duisburg, wohl ebenso vor dem Fernseher gesessen hätte, wie ich es an jenem Tag in Hamburg tat. Wenn ich nicht zur Salvatorkirche gekonnt hätte – in ein Fußballstadion hätte ich nicht gewollt. Für Robert Enke und die Fans,  da war es das richtige, so dachte ich, aber nach der Loveparade? Ich konnte mir das nicht vorstellen. Und die Zigtausende, die man erwartet hatte, müssen dasselbe empfunden haben wie ich.  Sie blieben zu Hause. Und die Strassen leer….

Totensamstag. Totenstille. Trauertag.

Am nächsten Tag, am Sonntag dem 1. August, fand auch der angekündigte Spendentrauermarsch statt. Er führte vom Stadion des MSV zum Tunnel.

Und wieder einen Tag später, am 2. August geht eine Pressemitteilung darüber heraus und die Medien werden berichten von der ergreifenden Rede des Josef Krings, den Duisburger Bürgern und ihrem bürgerschaftlichen Engagement…

Im Internet geht es in den einschlägigen Foren schon seit dem Wochenende ganz hoch her:  „Sauerland muss bleiben“ wird diskutiert, ach was, von Diskussion kann da nicht die Rede sein, es wird, so empfinde ich es „propagiert“.  Zum ersten Mal kommt mir der Gedanke, dass eine PR-Agentur daran arbeiten könnte, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. 6 Tage später, am 10.8. werden wir erfahren, dass tatsächlich ein PR-Berater eingeschaltet wurde.  Seit wann, das wissen wir nicht. Wir wissen nur, wann er wieder ging.  Und was genau er beauftragt war zu tun, das wissen wir auch nicht. Er macht jedenfalls eine Menge Interviewtermine. Und Herr Sauerland, der für eine Weile von der „Bildfläche“ verschwunden war, wird nun zunehmend wieder sichtbar.

Er spricht Texte, die wie Bausteine zusammengesetzt werden, auswendig gelernt erscheinen, er ist, zumindest in meinen Augen, sichtbar gezeichnet. Von Souveränität keine Spur.

Ich bin den „Kreuzverhörern“ heute noch dankbar, dass sie darauf verzichtet haben, diesen Mann, der da,  spürbar hilflos und am Ende seiner Selbst vor Ihnen saß, tatsächlich in ein Kreuzverhör zu nehmen. Was andere für berufliche Schwäche der Redakteure gehalten haben , ist in meinen Augen ein Zeichen menschlicher Stärke gewesen. Jemanden, der so offenkundig verstört ist, der so gespenstisch anmutet, dem setzt man nicht vor laufenden Kameras zu und nimmt ihn auseinander.

Insbesondere der Redakteurin war ihre Fassungslosigkeit in einigen wenigen Momenten sehr deutlich anzumerken. Ich war froh, dass sie diese nicht durch unangemessene Härte zu überspielen suchte.

Für mich ist dieses Interview kein „journalistisches Versagen“ sondern eine halbe Sternstunde der Mitmenschlichkeit..

Aber das war ja später, das “große” Interview, wir sind immer noch am 2. August, dem Tag, an dem wir erste Presseveröffentlichungen von der  „Initiative“ über den Verlauf des Spendentrauermarsches erhalten….

Und da knüpfen wir dann später wieder an. Morgen. Jetzt geh ich schlafen – es ist genug für heute.  Und es gibt vieles, über das Sie nun sicher erstmal nachdenken wollen. Ich bin einfach nur müde – und wünsche Ihnen eine gute Nacht.