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“Wichtich is auffem Platz”

Donnerstag, 5. August 2010, geschrieben von Mimi Müller

Was ich zu all dem meine, was es zu lesen gibt?

Ich meine, dass man sehr wohl über Sicherheitsfragen nachgedacht hat. Allerdings: an einer völlig anderen Stelle. Ich meine, man sah das Problem – wenn es denn eines gäbe – auf dem Platz.

Dafür gibt es nämlich ein paar Anhaltspunkte, denen man nach meiner Meinung viel zu wenig beachtung schenkt. Ich will das in den kommenden Tagen gerne weiter ausführen.

Ein ganz wichtiger Punkt bei allen Betrachtung sollten die Voraussetzungen sein, von denen die Akteure ausgingen. Und da muss man sich auf die Zahlenspielereien konzentrieren, diese Massenverdummung, die Desinformation, was die Teilnehmerzahlen anging.

Man habe, so führte Herr Sauerland zu seiner Erklärung an irgendeiner Stelle an, man habe niemals mit 1.4 Millionen Menschen gerechnet. Es sei üblich, quasi als “mediale Aufbereitung” , zu Zwecken der besseren Vermarktung, die tatsächlichen Teilnehmerzahlen zu drei bzw. zu vervierfachen, daß sei in den Vorjahren bereits geschehen – die Zahlen, die in der Öffentlichkeit genannt wurden, haben nie gestimmt.  So habe es Herr Schaller gesagt und man habe diesen Umstand geheim gehalten. Ich erinnern mich nicht an den genauen Wortlaut, aber diese Aussage lässt sich ja wieder auffinden, sie war ja öffentlich. Zuweilen wird das heute so interpretiert, als wolle man sich schönrechnen.

Diesen Umstand wollen wir jetzt mal kurz im Sinn behalten und uns einem anderen Umstand zuwenden, einem, der sich aus den Protokollen ergibt, die ich bereits erwähnte.

Dem Zwischenbericht sind ein paar Fakten zu entnehmen:

Im Herbst 2008 kam man nach Besprechungen mit Polizei und Feuerwehr, Ordnungsamt und Duisburg Marketing nach einer Vorprüfung zu dem Ergebnis, das die Durchführung der Loveparade auf öffentlichen Verkehrsflächen nicht möglich ist.

Nicht möglich! Nicht öffentlich. So. Das behalten wir mal im Hinterkopf. Man will, aber man kann nicht – die Straßen sind zu klein, die Sicherheitsbedenken zu groß. Aber, Sie alle kennen den Spruch von Ihrer Großmutter: wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Nun machte man sich also daran, diesen Weg zu suchen – und wurde fündig. Auch das können wir dem Zwischenbericht entnehmen.  Die Firma Aurelis,  “war daran interessiert, mit der Loveparade den Beginn der “Duisburger Freiheit” zu feiern.”  So steht es wörtlich im Zwischenbericht.  Im Februar 2009 erfolgte eine “grobe” Zusammenstellung an Voraussetzung für die Nutzung des Geländes als Veranstaltungsbereich der Loveparade und im September 2009 traf man sich zu einem ersten Gespräch auf dem Gelände. Teilnehmer:  Aurelis, “die Stadt”, die Wirtschaftsföderung Metropole Ruhr GmbH sowie Lovapent, der Veranstalter. Wir halten fest: 2 Teilnehmer mit handfesten wirtschaftlichen Interessen treffen mit 2 Teilnehmern mit ebenso handfesten “Wirtschaftsförderunginteressen” zusammen,  “entdecken die Möglichkeiten” und verabreden das weitere Vorgehen. Die Eckpunkte für die Durchführung werden den möglichen Beteiligten am 2.10. 2009 erstmalig vorgestellt. Teilnehmer:  Polizei, Bundespolizei, Feuerwehr, “die Stadt” und Lopavent. Alle Beteiligten werden aufgefordert Sicherheitsvorkehrungen zu benennen, die vom Veranstalter zu fordern seien.

Nun ein Blick auf den Veranstalter. Wir können dem Protokoll vom 18.6. 2010 entnehmen, daß der sich wohl bis dahin überhaupt nicht richtig darüber im Klaren gewesen war, was denn nun im Einzelnen von ihm zu leisten sei.  Sowas habe noch niemand gefordert, liest man, und man liest auch, dass man ihm erstmal den großen Unterschied erklären musste zwischen seinen bisherigen Loveparades und dieser:  er veranstaltet nicht, wie sonst, auf öffentlichem Grund und hat deshalb ganz andere Anforderungen zu erfüllen, als er es gewohnt ist…

Wir müssen feststellen: zu diesem – recht späten Zeitpunkt – ist sich der Veranstalter nicht vollumfänglich darüber im Klaren, welche besonderen Anforderungen die Situation “Güterbahnhof” allgemein und das Amt 62 im Besonderen an ihn stellt.

Das Amt 62, Dezernat Dressler, aber weiß das von Anfang an ganz genau. Und verhält sich entsprechend: es fordert, was die Gesetzeslage fordert. Ich persönlich meine – und bin mir darin sicher, daß Herr Dressler zu keinem Zeitpunkt eine Besucherzahl auf dem Gelände bewilligt hätte, die über die von der Sonderbauverordnung gedeckten 2 Personen pro Quadratmeter hinausgegangen wäre. Ich nehme an, daß er das mehr als einmal deutlich gemacht haben wird und das dies auch Bestandteil des Genehmigungsbescheides sein würde.

Darin wird man das Hauptproblem gesehen haben, von Beginn der Planung an:  daß zu keinem Zeitpunkt mehr als die genannten 2 Besucher/qm  auf dem Gelände seien dürfen. Und das man für diese 225.000 ( die Angaben schwankten da) ausreichend Fluchtmöglichkeiten vorhalten muss, wenn etwas passiert. Insbesondere, wenn da mit den immer noch auf dem Gelände stehenden Gebäuden etwas Unvorhergesehenes passiert. Das eigentliche Problem stellte sich für die Beteiligten “auf dem Platz”, darüber machte man sich intensiv Gedanken und dazu ließ man eine Entfluchtungsanalyse erstellen.  Das Hauptproblem, aus meiner Sicht, muß sich für die Verantwortlichen (wer immer das am Ende sein mag) so dargestellt haben:  Wie verhindern wir, daß da mehr Leute auf das Gelände kommen, als genehmigungsfähig sind ?

Jetzt greift ein Rädchen verhängnisvoll in das Andere…