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Wechselrahmen

Dienstag, 28. September 2010, geschrieben von Mimi Müller

Ist die Not am Größten, ist die Rettung am nächsten. Welch ein Glück, welch gütig Schicksal:

Die neuen Eigentümer hatten auch keinen Platz mehr in ihren eigenen vier Wänden !!!  Und die wollten  die Bilder auch gar nicht abholen.  Im Gegenteil: die hatten noch jede Menge mehr – und die kriegen wir jetzt alle noch oben drauf.  Ja, oben drauf! Denn das ist ja klar, da müssen wir natürlich was draufbauen, auf Dauer,  was oben drauf legen,  auf unsere „Erstinvestition“ in Sachen “Kulturförderung” .  Und wenn wir `s nicht tun – dann machen es andere.  Und schwupp…. Also:  Alles oder nichts! ?

In Duisburg hat man sofort Alles!!! gerufen. Die Stimmen sind ja geübt.  Besonders laut riefen es der Herr Dressler, das verkannteste Genie aller bundesdeutschen  Stadtplanung und Herr Janssen, der größte  Kulturmanager, den die Stadt je gehabt haben wird, und der auch prompt  anfing, den „Bilbao-Effekt“ für sich und uns zu entdecken. Und der ist doch viel schöner,  als ne leere Hütte…

Hier ein Artikel über den „Deal“  ….

Verstehen Sie das nun vielleicht etwas besser? Von wegen, Spender!

Hier geht es nicht um „Spender“.  Da ist niemand, der uns zu unserem Vorhaben etwas dazu gäbe. Umgekehrt wird ein Paar Schuh draus. Wir bauen für eine private Sammlung. Hier geht es um die Finanzierung der  Hobbys,  Neigungen und Vorlieben einer kleinen  Oberschicht zu Lasten der überwiegenden Bevölkerungsmehrheit, deren kulturelle Grundversorgung gleichzeitig aber nicht mehr gewährleistet wird.

In „Guten Zeiten“ hätte der Bürger vielleicht sogar zugestimmt, sich eine so generöse Geste leisten können und wollen.  Doch auch damals schon wurde ein Dialog darüber, ob die Bürger mit einer solchen Art der Vermögendenfürsorge  einverstanden sind, nicht geführt. Man hat,  die Tatsachen verschleiernd,  das Etikett “Wohltat” draufgeklebt.  Diesen Mythos der Wohltätigkeit, der Förderung von Kunst und Kultur auf diese Weise, auch heute noch zu pflegen, ist genauso unlauter, wie die wahren Umstände  vorher zu verschleiern und ihn so überhaupt in die Welt zu setzen.

Solange eine gute und umfassende Bildung und Ausbildung unserer Kinder und Enkel nicht sichergestellt ist, solange kulturelle Grundtechniken, wie Lesen, Schreiben und Rechnen nicht mehr in ausreichendem Maß vermittelt werden, es an Kindergartenplätzen mangelt,  mit dem immer gleichen Hinweis auf die Kassenlage – so lange wird aber überhaupt nicht darüber zu reden sein,  ob wir die kulturellen Luxusbedürfnisse einer kleinen Oberschicht mit öffentlichen Mitteln auf Kosten der Allgemeinheit weiterhin  befriedigen wollen. Das können die auf Grund Ihres Vermögens nämlich sehr gut selbst.  Es wird vielmehr darüber zu reden sein, ob wir uns solche Verwendung von Steuergeldern überhaupt leisten können. Und wollen.  Die Finanzierungstricksereien , die angewendet wurden, bezahlen nun voraussichtlich die Mieter der Gebag.  Und sollten die Walsumer Wohnungsbauanteile verkauft werden müssen, dann fallen Mieter allein deshalb unter die Heuschrecken, weil unsere Unverantwortlichen (aller Couleur)  einmal mehr der Gemeinschaft gegenüber verantwortungslos gehandelt haben…

So. Und nun gehen Sie mal, beispielsweise am Tag der Neuen Einheit, am hiesigen Tag der offenen Tür, ins Rathaus und bitten doch den Oberbürgermeister, oder den Kulturdezernenten, sie mögen ihrem Kind doch mal ein neues Briefmarken- oder Paninialbum zu kaufen – das alte sei voll… Und dann schauen Sie mal, was passiert…

Ich weiß jedenfalls heute schon, was morgen passiert: Da nehm ich mir frei.