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Vor dem Sturm

Mittwoch, 22. Dezember 2010, geschrieben von Mimi Müller

Tagelang habe ich jetzt mit viel Liebe Päckchen gepackt und zum Postamt geschleppt, bis ich mich kaum noch bewegen konnte, aber heute habe ich diesem Jahr dann die vorläufige Krone aufgesetzt und mein Zimmer aufgeräumt. Himmel, das Chaos hätte ich nicht einen Tag länger ertragen können.  Jetzt ist alles aufgeräumt, selbst die Kontoauszüge des letzten Halbjahres sind abgeheftet. Ich sitz  hier und freu mich, daß alles weihnachtlich glänzt, die Krippe aufgestellt ist und wartet, noch ohne die schwangere Marie und Jupp, die heiligen Drei Könige stehen oben auf dem Schrank beim Buddah und beobachten den Sternenhimmel. Ich habe Kerzen angezündet, mein Fenster ist geschmückt, es duftet nach Vanille und Zimt und ein bißchen auch nach Weihrauch … was heute so alles aus einem Teelicht dampft und ich habe mir ein Gläschen Champagner eingegossen. Ja! Champagner! Den hat mein Nordmann geschenkt bekommen und weil es ihn freut, wenn ich mich freue, hat er mir sein Präsent gegönnt. Weil, wer seine Hütte aufgeräumt hat, allen Anlass hat, das zu feiern. Ich mach das, ganz still und warte auf den großen Schneesturm. Der ist angesagt worden für heute Nacht, von Nord wird er kommen, über mich hinwegziehen – zu Ihnen. Einen Schneesturm hab ich hier noch nicht erlebt.  Es klang dramatisch, aber das klang es damals bei “Kyrill” auch – von Springflut war die Rede, von üblen Windstärken, ich hab mich gar nicht aus dem Haus getraut. Niemand hatte sich aus dem Haus getraut. Es klang alles sehr Ernst und man war auch medial eindringlich gebeten worden, es sich daheim gemütlich zu machen, wenn man nicht unbedingt hinaus müsse. Erst musste ich nicht. Mittags gingen mir die Zigaretten aus.  Abends band ich mir, aus Sicherheitsgründen, Bleigürtel um und schleppte mich zur Tanke. Kein Lüftchen rührte sich. Am  nächsten Morgen hatte Kyrill, ohne, daß er in nennenswerter Weise Hamburg gestreift hatte, den Ruhrpott geplättet und die Bäume gleich wälderweise flachgelegt… Wenn es also auch jetzt wieder, schneesturmmäßig dramatisch klingt, dann weiß ich : das muss nichts heißen. Ausser ich lebte im Pott. Vielleicht kann ich Sie dann morgen übermorgen schon aus dem Eise befreien. Mein Paul ist ausgewiesener Rot-Kreuz- Schneerettungskater und hat immer ein Fass um den Hals. Rum. Na, klar.

Aber wenn es doch hier so kommt, wie es kommen soll, dann wird das eine dolle Nacht. Eine, wie ich sie noch nicht erlebt habe. Die will ich keinesfalls versäumen.  Dann nehm ich die 3 Garnituren Termounterwäsche, das Angoraleibchen und alle verfügbaren Pullover,  Mäntel, Mützen und Schals,  zusammen, stecke mehrere Bleigürtel in Umhängetaschen, stelle mich den Elementen und breche schon an der Haustür unter dem Gewicht der Klamotten  zusammen.

Mimi allein im Schnee. Endlich mal was reeles! Huihhhh…

Wenn ich mich damit aber übernommen haben sollte, oder diesmal alles anderes herumläuft, wettermäßig: dann können Sie ja mich aus dem Schnee schaufeln. Bitte kein Salz – und wenn, dann bringen Sie bitte statt des Rums Tequilla mit. Soviel Stil muss ein.

Wer auch immer wen aus dem Schnee schippt:  P1000479Wir sehen uns….