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Vom pflichtgemäßen Handeln

Donnerstag, 29. Juli 2010, geschrieben von Mimi Müller

Pflichtgemäß zu handeln hieße: unverzüglicher Rücktritt.

Mittlerweile bin ich zu der Auffassung gekommen, daß der – unglaublicherweise- immernoch agierende Oberbürgermeister dringend therapeutischer Hilfe (hier: Krisenintervention) bedarf. Ich meine das ganz Ernst und ohne jede Häme. Er verschlimmert Tag für Tag das ohnehin schon ungeheuerliche Geschehen und hat offenkundig den Bezug zu den Menschen, die er zu vertreten gewählt wurde, den Mitarbeitern, für die er verantwortlich ist, vollständig verloren.  Das ist in höchstem Maße besorgnisserregend. Auch öffnet er gerade jenen Spekulationen Tür und Tor, die darauf gerichtet sind, daß einzig der Wunsch nach “Aktenbereinigung” Motor des Ausharrens ist. Dass bei der CDU in geradezu kindhafter Manier der Mahlberg-Brief  an den IM Wolff zunächst gelöscht, dann mit eigener Interpretation und fehlender PDF-Datei wieder -tja, wie soll man´s nennen- nicht eingestellt wurde, verstärkt diese Spekulationen. Nachdem ich das heutige Interview mit Herrn Sauerland in der WAZ gelesen habe, bin ich fassungslos.

Fassungslos macht mich auch der Vorschlag der WAZ, die sich heute als “Mahnmalsmotor” installiert. Ein Teil der Rampe soll Mahnmal werden, dafür wolle man sich einsetzen. Und dann?

Dann laufen wir über dieses Gräberfeld und gehen dann zum Shoppen ins Möbelhaus und machen Konsumparty? Angesichts der Größe des Katastrophe kann ein Stückchen Rampe doch keine Antwort sein!

Lesenswert finde ich folgenden Artikel : Klick hier.

Auch wenn ich fern von Duisburg bin, so stehe ich doch mit ganzem Herzen und ganzer Seele heute auf dem Burgplatz. Im Übrigen fordere ich bei Weitem mehr, als nur den Rücktritt des OB.  Da ist ein ganzer Stadtrat, der nicht mehr wissen wollte, als was die ganze Sache denn koste.  Da sind reihenweise Leute, die mehr wußten, ahnten, fürchteten  – aber nicht die Courage hatten aufzustehen und öffentlich zu warnen. Da wird von Bürgern Zivilcourage gewünscht – aber an verantwortlichen Stellen ist niemand aufgestanden – aus Angst vor Repressionen. Und das hört in Duisburg nicht auf, das hört in Essen, Köln und Düsseldorf nicht auf – und das macht auch vor Zeitungsredaktionen nicht halt, die festes Schuhwerk empfahlen, statt Flip-Flops.

All die politischen Akteure, die sonst nichts unversucht lassen, sich in jedwede Berichterstattungen zu drängen, zu profilieren – allesamt abgetaucht. Wo sind die stellvertretenden Bürgermeister?

Und weit und breit niemand, der sich an die Brust schlägt und diesmal den einzig richtigen Text spricht:  Mea Culpa, in welcher Hinsicht auch immer:  Mea Culpa, ich hab getan, geduldet, unterlassen, ich habe nicht wissen wollen, habe gedacht: ach, die andern werden es schon richten, ich werde mit einer Schuld leben müssen, die ich empfinde – ganz unabhängig von der juristischen Schuld. Und ich bitte die Angehörigen der Toten, die Verletzten um Verzeihung.

In meinem ganzen Leben habe ich noch nicht so ein erbärmliches Schauspiel gesehen. Ich bin erschüttert, einfach nur erschüttert.