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Erste – und zweite Blicke.

Dienstag, 31. August 2010, geschrieben von Mimi Müller

Trauer ist kein produktives Gefühl.

Klares Denken und schnelles Handeln ist jetzt angesagt.

Und keiner spricht mit der Presse.

( Tatort, letzter Sonntag )

25.7. 2010

Wir schreiben den Tag 1 nach der Loveparade.

Herr Gerste, Geschäftsführer der DMG ist morgens in den wohlverdienten Urlaub gefahren, es wird eine erste Pressekonferenz geben. Ein desaströser medialer Auftritt auch des Oberbürgermeisters. .

26.7. 2010

Der Tag 2 danach.

Herr Sauerland gibt eine persönliche Erklärung ab. Anzuhören ist diese zwischen 2:24 und 2:50 in folgendem Bericht des WDR. http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2010/07/26/westblick-entwicklung-love-parade.xml

Der Mann, der hier spricht, ist erschüttert. Er spricht mit zitternder Stimme und ist kaum in der Lage sich gefasst zu halten.

Zu Beginn des Berichtes schildert der Reporter auch noch eine andere bizarre Situation. In den Minuten, als Herr Sauerland von der Katastrophe Kenntnis bekommt, war dieser Reporter in seiner unmittelbaren Nähe auf dem Gelände am Güterbahnhof.

Und hier schon zeichnete sich eine erste schwere psychische Reaktion deutlich ab. Herr Sauerland beginnt für sich, die Wirklichkeit zu leugnen. Eine „normale“ Reaktion eines unter extremem psychischen Stress stehenden Menschen..

Die Seele schützt sich durch „Nicht-wahrhaben-Wollen“. .

Am 29.7. 2010 gibt er auf N24 ein weiteres kurzes Interview. Bei  den Ruhrbaronen lese ich daß Stefan Laurin ihn so versteht,  daß Herr Sauerland einen Rücktritt für sich ausschließt.  Ich hatte ihn anders verstanden. Es ging ihm schlecht, das war ihm anzusehen. Er hatte persönliche Konsequenzen nicht ausgeschlossen.  Man konnte ihn so – oder so verstehen.

Und im Internet, am gleichen Tag,  kursieren erste Rücktrittsgerüchte.

An diesem Tag, dem 29. Juli gibt es in der Presse auch die erste offizielle Ankündigung und Einladung zu einem „Spendentrauermarsch“  zu lesen.

Hier unterbreche ich die Chronologie – und wir richten unseren Blick auf dieses erste in Erscheinung treten dessen, was ich als „den „Lenkungsausschuss Trauer“ bezeichne.

Für diesen Trauermarsch hatte es also eine „Pressemitteilung“ gegeben, man nennt so etwas abgekürzt „PM“.

Diese Pressemitteilung finden Sie als word-Datei auf den Seiten des Stadtsportbundes.

Als Initiatoren benennen sich:

  1. Der Lions-Club Duisburg, vertreten durch Jörg Bunert.  Herr Bunert befasst sich leidenschaftlich mit dem Laufsport und hat bereits zahlreiche Spendenläufe organisiert. Er wird als Anreger des Trauermarsches genannt..

2. pro Duisburg e.V. (Vorsitzender Herr H.Kewitz)  sowie

3. der Stadtsportbund, (Vorsitzender Herr Hering).

Dieser word-Datei können wir unter Datei-Eigenschaften entnehmen: Autor HKewitz. Ausgedruckt wurde sie  am 28. Juli 2010. Um 13:13.

Nur 2 und einen halben Werktag nach diesem unheilvollen Wochenende ist überhaupt schon sehr vieles passiert – und organisisert:

Herr Bunert hatte eine Idee,  proDuisburg hatte die Anregung aufgenommen und irgendwie war auch der Stadtsportbund schon hinzugestossen. Mit Herrn Krings war gesprochen worden,  man wußte, daß man einen Duisburger Künstler beauftragen wollte, wußte auch wo ungefähr man eine Gedenktafel anbringen wollte – das alles war soweit schon geklärt.

Auch geklärt war der Spendenaufruf.

Dazu findet man auch eine word-Datei mit dem Namen „Gedenktafel 2“. Öffnet man sie, sieht man rechts oben das Logo des Stadtsportbundes, dann folgt der Aufruf mit den Details und der Bekanntgabe einer Bankverbindung auf ein Konto von ProDuisburg.

Den Datei-Eigenschaften kann man auch hierbei entnehmen, wer der Autor ist:  Es ist wieder HKewitz. Und wann die Datei erstellt wurde liest man auch: am 29. Juli 2010.

Und noch eine Datei findet sich auf den Seiten des Stadtsportbundes:

Mit Erstellungsdatum vom 2.8. 2010 schreibt einmal mehr der Autor HKewitz. Diesmal  eine Art „Bericht“. Inhalt und Aufbau lassen darauf schließen, daß es sich um eine „Pressemitteilung“ handelt.

Diesem Schreiben kann man auch entnehmen, welche Duisburger Unternehmungen den Trauermarsch unterstützt haben.

Bitter dachte ich im ersten Moment als ich die Auflistung las „Sie trauerten mit freundlicher Unterstützung von ….“

Ich glaube nicht, daß die genannten Firmen Ihre Unterstützung von einer Namensnennung beispielsweise in Presseveröffentlichungen abhängig gemacht haben.  Ich schreibe dies vielmehr der Instinktlosigkeit  eines in seiner Routine verhafteten Menschen zu,  dessen täglich Brot es ist, „Sponsoren“ einzuwerben und sich bei „den Sponsoren“ ordentlich zu bedanken, wie es sich gehört.

In diesem Fall hätte es sich nicht gehört. Es war schlichtweg geschmacklos.

Alle uns hier vorliegenden Dateien haben denselben Autor: HKewitz.

HKewitz, vormals Redakteur bei der Rheinischen Post, ist Vorsitzender des Vereins proDuisburg , über den ich schon öfter schrieb und der es  nie versäumt, zu erwähnen, das er aus dem traditionsreichen Verkehrsverein Duisburg entstanden ist. Das klingt dann immer so heimelig nach Kaffeefahrt – und gar nicht so, als würden hier politische und wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen und eine wesentliche Rolle spielen.

Geschäftsführer von pro Duisburg, ich vergaß es bisher zu erwähnen, ist Georg Stahlschmidt,

„City-Manager“ , mit eigener Geschäftsstelle innerhalb der DMG und deren Bereichsleiter. Als Bereichsleiter, so liest man, verantwortet er das Geschäftsfeld Veranstaltungen. Aber lesen Sie selbst, was er macht…

http://www.citydu.de/verein/info.htm

Von Herrn Stahlschmidt habe ich bisher überhaupt nicht gehört. So überhaupt gar nichts, daß ich eben erst noch einmal herumgegoogelt hab, ob er überhaupt noch im Amte ist. Er ist. Ich las  nichts Gegenteiliges. Vielleicht hat er aber auch mit den Entwicklungen gar nichts zu tun – und ist einfach nur im Urlaub. Machte ja so ziemlich jeder in verantwortlicher Position hier Tätige, während unsere Stadt mehr und mehr in eine schwere Krise geriet.

Am nächsten Tag, Freitag, dem 30.7. 2010, geschehen verschieden Dinge:

Die Rücktrittsgerüchte vom Vortag werden offiziell dementiert.

Das Verwaltungshandeln soll von der Kanzlei Heuking überprüft werden, die an diesem Tag Ordner und die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt. Erst nach Vorlage ihres Berichtes will Adolf Sauerland seine Endscheidung treffen.

Dieser Tag stellt für mich einen bedeutenden Einschnitt in A. Sauerlandes  bisheriges Handeln dar. Von jetzt an schließt er einen kurzfristigen Rücktritt kategorisch aus und will sich, so liest man dann am 2.8. 2010,  einem Abwahlverfahren stellen….

Eine bemerkenswerte Wende. In der medialen Öffentlichkeit wird nach Motiven gesucht – und man glaubt sie in den Versorgungsansprüchen gefunden zu haben. Ich glaube das nicht. Ich meine, sie haben, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle gespielt.

Eins ist nämlich bei der Suche nach Motiven völlig aus den Augen geraten:

Es gab ja nicht nur Rücktrittsgerüchte. Es war auch eine Presseerklärung angekündigt, ein Termin anberaumt worden. Lesen Sie hierzu diesen Artikel:

http://www.morgenpost.de/vermischtes/article1362197/Sauerland-Ruecktritts-PK-war-schon-geplant.html#reqRSS

Und es wird später andren Stellen davon berichtet werden, daß Herr Sauerland am Tag vor der Mandatsübernahme durch die Kanzlei Heuking eine Essener Anwaltskanzlei konsultiert habe, die ihm zum Rücktritt riet.

Was genau dazwischen geschah, nach der Konsultation in Essen und der Beauftragung der Kanzlei Heuking, das wissen wir nicht. Was es darüber zu lesen gibt, sind Spekulationen.

Und all diese Spekulationen gehen in immer dieselbe Richtung: Herr Sauerland will um jeden Preis im Amt bleiben. Und ist für anderslautende Ratschläge nicht empfänglich..

Was aber, wenn das gar nicht stimmt? Wenn es ganz anders war?

Macht man sich von der einmal eingeschlagenen Denk-Richtung „Sauerland ist böse“ frei, dann könnte es auch anders gewesen sein. Man kann – ist man in den Gedanken erst einmal frei und „gutwillig“ –  ebenso spekulieren, daß  Herr Sauerland den Ratschlag der Essener Kanzlei hatte annehmen wollen. Er könnte tatsächlich vorgehabt haben, anlässlich der bevorstehenden Trauerfeier seinen Rücktritt erklären zu wollen. Vieles spricht dafür. Und das wäre auch angesichts seiner Verfassung für ihn persönlich das Beste gewesen.  Und dass man ihn dann erst umgestimmt hat, – auch das könnte sein.  Eine mögliche Sichtweise, die aber bisher niemand eingenommen hat.

Als der kurz darauf hinzugezogene PR-Berater Steinkühler aufgab, da  jedenfalls hieß es :  „Nach Information der WAZ soll der Grund hierfür mangelnde Offenheit der Stadtspitze gewesen sein“

Der Stadtspitze. Es ist nicht die Rede von Herrn Sauerland allein. Wir wissen nicht einmal, ob hier überhaupt von ihm die Rede ist….

Soweit der Anfang. Ich bitte Sie, das Geschehen auch einmal aus dieser und anderen Perspektiven zu betrachten. Vielleicht müsste der Zorn darüber, dass Herr Sauerland nicht zurücktritt, nicht allein auf ihn gerichtet sein. Vielleicht sind seine persönlichen Interessen hier gar nicht so maßgeblich, wie man auf den ersten Blick meinen könnte…

Wollen wir also weitere Blicke werfen, auf das was geschah…Vielleicht sieht man mit dem Zweiten einfach besser…

Aber erst nehmen Sie sich bitte die  Zeit, das alles zu überdenken…