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Die Letzten beißen die Hunde ?

Mittwoch, 11. August 2010, geschrieben von Mimi Müller

Bevor ich mich wieder dem “Zwischenbericht” zuwende ,möchte ich noch deutlich meine Meinung  zu den Vorwürfen äußern, die  gegen Polizei und Feuerwehr erhoben werden. Ich wollte das zwar erst später, gegen Ende all meiner Betrachtungen tun, es scheint mir aber jetzt geboten.

Ich sagte ja schon, dass ich der Auffassung bin, daß das Geschehene nicht “Schuld” Einzelner ist, sondern dass eine unser gesamtes Gesellschaftsleben durchziehende Gemengelage verschiedenster “Verantwortungslosigkeiten” in ihrer Summe dazu führten. Wenn jetzt zum wiederholten Male versucht wird, die Polizistinnen und Polizisten vor Ort verantwortlich zu machen, dann empfinde ich das, (mal mehr, mal weniger) als  niederträchtig.

Man kann nicht jemanden in eine Situation stellen, die für ihn das Risiko der Unlösbarkeit birgt – und ihn dann dafür verantwortlich machen wollen. Die Loveparade hätte niemals in Duisburg ausgerichtet werden dürfen. Nicht im öffentlichen Raum – das hatte man am Anfang aller hochfliegenden Träume ja schon einsehen und “als Kröte schlucken” müssen – aber eben auch nicht auf einem Gelände, dessen Begrenztheit gleichbedeutend damit ist, daß der weitaus überwiegende Teil anreisender Gäste sich dann doch in genau dem öffentlichen Raum aufhalten muss, (schlimmer noch: aufgehalten werden muss) den man vorher schon für nicht sicher befunden hatte:  in den Strassen der Stadt.

Schlimmer noch ( es geht in diesem Fall leider immer noch schlimmer): Man treibt all diese Menschen, die nicht auf das Gelände passen, wie eine Herde Vieh, durch  eben jenen als gefährdend erkannten öffentlichen Raum, bevor man sie durch ein Nadelöhr in den geschützten einlassen will.

Professor Schreckenberg spricht die Gefahr die darin liegt, so entnehme ich es dem  Zwischenbericht, mehrfach an. Er sagt, liest man aufmerksam, daß das alles, die ganzen hübschen Pläne, nur solange funktionieren, wie die Masse in Bewegung ist. Er weist durchaus auf Gefahren hin.  Er macht auch Vorschläge, was zu tun ist – das geht sogar soweit, daß er weitere Auflagen an den Veranstalter empfiehlt.

Wie man dem Zwischenbericht entnehmen kann, wurden seine Hinweise zwar gehört – aber nicht wirklich umgesetzt. Wo Professor Schreckenberg von Dingen redet, die anhaltend und fortlaufend geschehen müssen, damit eine bestimmte Situation gar nicht erst eintreten kann, da hört man wohl nicht richtig zu – oder versteht nur die Hälfte.  Denn aus allem, was als “ständig” empfohlen wird, bastelt man sich einen “wenn – dann”-Plan. Wenn… die Leute stehen bleiben,  es zu Staus kommt – dann…. kommen wir mit der Tröte und unserer tollen mobilen Partylounge.

Eine Vielzahl der Warnungen, Hinweise, Handlungsempfehlungen, die Herr Professor Schreckenberg gibt, hat er aber erst nach dem 8.7. 2010 gemacht – und vorher auch nicht machen können, denn der Veranstalter kam ja nicht mit den vollständigen Unterlagen rüber. Am 8.7. aber wurde der “Szenarien-Workshop” für Polizei und Feuerwehr durchgeführt – zu einem Zeitpunkt also, als immernoch keine vollständigen Planungsunterlagen vorlagen – und Professor Schreckenberg viele Handlungsempfehlungen noch nicht gegeben hatte. Die Risiken, die später angesprochen wurden, können also nicht Teil der Szenarien gewesen sein. (Ich komme später ausführlich darauf zurück)  Die Genehmigung, samt Auflagen und Anhängen, sollen der Polizei erst unmittelbar vor der Loveparade und auch erst auf Anfrage zugeleitet worden sein.

Sage mir keiner, für das, was aus einem so verantwortungslosen Verwaltungsverfahren geworden ist, seien die Männer und Frauen verantwortlich, die in eine so unmögliche Situation gestellt wurden. Auch ihr Leben, auch ihre Gesundheit ist schon bei den Planungen leichtfertig aufs Spiel gesetzt worden.

Da mögen Einzelne völlig überfordert gewesen sein, Fehler gemacht haben, aber : wie sollten sie nicht?

Viel wahrscheinlicher ist, dass es noch schlimmer hätte kommen können, hätten sie nicht alles gegeben, nicht auch ihr Leben, ihre Gesundheit eingesetzt. Auch sie haben einen hohen Preis gezahlt an diesem Tag, auch sie sind in ihrer überwiegenden Mehrzahl traumatisiert, und plagen sich nun mit Fragen eines persönlichen Versagens – wo sie doch mehr nicht haben tun können, in dieser furchtbaren Situation, in die andere sie bedenkenlos gestellt haben.

Auch Ihnen gilt meine Anteilnahme. Und es ist mehr als nur unlauter, wenn ihnen von den politischen Verantwortlichen dieser  Stadt nun eine maßgebliche Verantwortung zugeschoben wird, die andere hätten wahrnehmen müssen.

Warum ihr  höchster Dienstherr ihnen allerdings diesen Einsatz zugemutet hat, warum er nicht auf die Notbremse trat, nicht konnte, oder nicht wollte, ob auch er – auf welche Art auch immer – Druck ausgesetzt war, das ist eine Frage, die noch beantwortet werden muss. Ich bin sicher, er wird das eines Tages tun.  Im Moment wird er das, auf Grund der Ermittlungen, nicht können.

Hier können Sie sich die Unterschriftenlisten zum Bürgerantrag auf Abwahl ausdrucken. Je mehr Menschen sammeln, umso schneller ist ein deutliches Zeichen gesetzt, dass wir nicht bereit sind, diesem Eiertanz weiter tatenlos zuzuschauen, den unsere gewählten Vertreter aufführen.