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Das Politikum

Donnerstag, 4. September 2014, geschrieben von Mimi Müller

Herbstkorb

In jenem ersten Telefonat, in dem man mir vorhielt, ich wolle das Ausstellungsverbot zu einem Politikum machen und anriet, es nicht so hoch zu hängen, kam ich insgesamt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Auf meinen Einwand hin, die Stiftung dürfe niemals zum Spielball politischer Interessen gemacht werden, sagte man mir, ich verkennte wohl ganz offenbar, dass das Kuratorium selbst ja ein politisches Gremium seie…Wie? dachte ich, eben noch mach ich ein Politikum – und jetzt ist es aus sich selbst heraus eines?

Ich wies darauf hin, dass man ja einstens, anno 2000, aus Gründen, über die man auch mal reden könnte,  beschlossen habe, eine Stiftung zu gründen. Und dass man sich dann bittschön aber auch an die Regeln halten müsse, wenn sie einem grad nicht passen. Was auch immer man sich an Vorteilen versprach: von da an hatte man auch zu akzeptieren, dass eine Stiftung eigene Rechtsfähigkeit besitzt – und mithin dem unmittelbaren Zugriff kommunalpolitischer Interessen de jure entzogen seie.

(Ich verkenne nicht, dass, je nach Ausgestaltung der Satzung und Verträge, noch ein mittelbarer Zugriff möglich (und auch gewollt) ist – und dass dies durchaus sachlich begründet und sinnvoll sein kann. Eine unmittelbare Einflussnahme ist durch die gewählte Rechtsform jedoch ausgeschlossen, eine mittelbare Einflussnahme wird durch die Stiftungssatzung erschwert. Sieht man sich die dort vorgeschriebene Zusammensetzung des Kuratoriums an, so ist (zumindest auf dem Papier) eine feine Balance vorgesehen. 7 Vertreter sind der Kommune zuzurechnen, 5 Vertreter der Wirtschaft und 2 dem Landschaftsverband. Die 7 Vertreter der Kommune gehören nicht nur einer Partei an, mag also auch eine Partei dominierend vertreten sein, so ist sie doch nie in der Lage, ihre Interessen allein durchzusetzen, immer ist sie darauf angewiesen, andere Kuratoriumsmitglieder von ihren Vorstellungen zu überzeugen. Über die Gefahr, die in dieser „eigentlich“ klugen Regelung liegt, reden wir später noch)

Ja, aber was das denn das alles solle, was ich denn bezwecken wolle?

Hätte ich ja geschrieben, sagte ich, dass Herr Link zurückträte. Dass das Kuratorium sich besönne. Dass die Ausstellung nachgeholt werde

In jedem Falle aber wolle ich, dass man sich an die Spielregeln hielte, die man sich selbst gegeben habe. Dass es nicht anginge, dass man eine Stiftung gründe, das Kuratorium als politisches Gremium und den Stiftungsvorstand als städtischen Angestellten betrachte…

Abschließend redete ich von der Liebe zur Kunst, in der Hoffnung, es gäbe  einen Punkt, an dem wir uns einig wären.

Es gibt Tage, an denen kann man gleich morgens alle Hoffnung fahren lassen…

Soweit dieses Telefonat.

Was hatte ich gehört? Was war gesagt worden? Und welches Selbstverständnis offenbarte sich darin?

Ich hab das eine Weile auf mich wirken lassen.

Dann griff ich zum Hörer und führte das zweite Telefonat.

Seither habe ich nur noch einmal telefoniert.

Und mich rief auch keiner an.

Das „Second Best“ erzähle ich Ihnen gleich, nach einer Tasse Tee.

Auch überhaupt nicht spektakulär. Nicht brisant. Nicht mal unterhaltsam.

Eher .. ein Rätsel.

Und es wird wohl auch eines bleiben.

Jetzt aber erst : Fofftein

Und Koffer packen muss ich auch noch…