Zurüruck zum Inhalt

Wie? Sie warten…

Freitag, 11. September 2009, geschrieben von Mimi Müller

P1000370darauf das es endlich losgeht? Ich auch. Ich mein, auch wenn man Expertin im Ausdenken von Buchtiteln und ersten Sätzen ist, heißt das ja nicht, daß man gleich loslegen kann… Vielleicht haben Sie ja einen Satz,mit dem es beginnen soll und den sie loswerden wollen? Das wäre jetzt eine schöne Gelegenheit…
Das erste Kapitel ist nahezu fertig, aber das heißt ja nichts. Für einen Satz ist immer Platz. Ist ja erst im Kopf geschrieben.  Kann ich ja, also das, was Pablo Neruda meinte, was man tun müsse, um ein großer Schriftsteller zu werden: lernen, beim Laufen zu denken. Und ich bin ne Menge gelaufen, in den letzten Tagen. Und noch mehr habe ich mich gereckt und gestreckt, gebückt und verdreckt, grub mit dem Spaten in meinem Garten. Und Lauch schnitt ich auch… Morgens reimen beherrsche ich ebenfalls… Spaß beiseite: ich sagte ja, ich habe Besuch, aber auf den will ich meine Abwesenheit von der Tastatur gar nicht schieben, Tatsache ist, daß ich einfach mal in der Erde wühlen musste. Sträucher schneiden, Rasen kanten, Unkraut rupfen, Natursteinwege auskratzen und Blumen pflanzen. Ich habe also in einem ziemlich rauschhaften Zustand mich den Außenanlagen gewidmet und dann (Tatatataaaa!) bein Zimmer aufgeräumt hab. Und meinen Schreibtisch. Überhaupt habe ich alles aufgeräumt, geharkt, geordnet, gefegt, gehäufelt, geschruppt und gewischt, was sich irgendwie vor meine Augen drängte und seit Monaten liegengeblieben war. Jetzt hab ich Rücken. Und Blasen. Und fühle mich pudelwohl. Muskelkater, eine herrliche Sache, wenn man zulange sich nur geistig bewegt hat. Und jeden Abend haben wir dann eine kleine Feuertonne angezündet, mit dem Stroh des Tages und den Holzscheiten, die von der Frühjahrsputzaktion übrig geblieben waren und wir haben uns Kochwurst am Spieß gebraten. Mettwürstkes heißen hier Kochwurst und werden niemals als Stockwurst über offenem Feuer gegrillt. Außer hier, nur bei mir… Es waren jedenfalls schöne Tage, diese letzten Sommertage, und nun bin ich auch endlich richtig angekommen. In Hamburg. Und: Bei mir…
Vor uns liegen ja auch noch Herbst und Winter, trübe Regentage, klirrende Kälte, also genau die Zeit, in der sich Geschichten ganz besonders gut erzählen lassen und bis dahin sollten wir jeden Sonnenstrahl, jeden goldenen Herbsttag genießen. Das Buch läuft ja nicht weg. Macht keines von ihnen. Haben alle die Ruhe…

Nebel in den Ruhrauen, Abenddämmerung am Rhein… das Leben hält wunderbare Momente bereit…. Man muss nur immer mal von der Tastatur weg… Sie sind jedenfalls von Anfang an dabei, wenn hier ein Buch geschrieben wird, und sie werden sehen, was das für eine Arbeit macht, was für Freude, wie leicht man ins Stocken gerät, wohin man sich vergallopieren kann, wie wunderbar sich auf Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion verzichten lässt, wenn man sich dem Sprachfluss anpasst. Und sie werden genauso warten müssen, wie ich. Darauf, daß mir was einfällt. Sie streichen aber besser die Worte “Blockade” und “Hemmung” aus ihrem Sprachschatz, soweit sie in Verbindung mit “Schreib-” davor daherkommen. Fiese Wörter. Wörter, die einem auf das Gemüt schlagen! Die streichen Sie bitte und zwar sofort, bevor mich eines davon aus heiterem Himmel anspringt…
Mein Gast reist morgen oder übermorgen wieder ab, mein Gatte kommt morgenundübermorgen ( also so kurz nach Mitternacht) von seiner Angeltour aus Norwegen zurück und ab der nächsten Woche habe ich dann meinen “ganz normalen Alltag” zurück. Mit Struktur. Einer gezähmten Wildnis im Garten, einem aufgeräumten Haus. Einem Schreibtisch mit nur einem Stapel darauf.  Und geputzter Platte…

Jetzt wünsche ich Ihnen einfach nur einen guten Freitag. Wochenende! Guter Zeitpunkt, daß Leben zu genießen. Draussen. An der Luft… Und dann... Was auch immer…