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Und: Wer hat einen an der Mütze?

Donnerstag, 27. August 2009, geschrieben von Mimi Müller

zwerg 360“Welchen Schal trägt Adolf Sauerland auf seinem Plakat?”. Das war eine der Eminem wichtigen Fragen, die die örtliche Presse im Laufe dieses Wahlkampfes gestellt hat. Man hätte viele Fragen stellen können, noch mehr sogar stellen müssen, wäre man wirklich interessiert gewesen an den Vorgängen in dieser Stadt, über die zu wissen für uns lebenswichtig sind. Fragen, deren Beantwortung wichtig gewesen wären für die Meinungsbildung der Duisburger. Was uns zuteil wurde war:  Hofberichterstattung und “dumm Tüch”.  Und was taten die Parteien Ihrerseits, um uns zu informieren? Tausende von Plakaten mit “dumm Tüch”, jede Menge gedruckter Absichtsbekundungen, warme Händedrucke,  joviales Lächeln. Wurde irgendwem irgendwo “auf den Zahn” gefühlt? Hat es wirklich ernsthafte Debatten, ernstzunehmende Auseinandersetzungen gegeben über das was war – und das, was sein wird? Nein. Ein gesellschaftlicher Diskurs fand nicht statt, wurde nicht angeregt und war offenbar von keiner der “gesellschaftlich relevanten Gruppierungen” gewollt. Es gab ein  “Wahlgeblubbere” – aber keine politische Auseinandersetzung die über das Absondern der üblichen Sprechblasen hinausging. Und dieses ganze “Nichts” vor dem Hintergrund einer weltweiten Wirtschaftskrise, deren erste Auswirkungen noch nichteinmal voll bei uns angekommen sind und an deren Anfang wir erst stehen – und nicht, wie uns vorgelogen wird, an deren Ende. Milliarden und Abermilliarden wurden zur Rettung von HRE und anderen Banken aufgebracht, von denen wir nun lesen, daß sie alles andere als gerettet sind, deren Krise bewältigt werden soll, von denen, die sie verursacht haben und denen nach wie vor, wie bei der HSH-Nordbank, Boni und andere Vergünstigungen auch weiterhin zugestanden werden.  Wir stehen vor unvorstellbar schweren Zeiten – und niemand, wirklich niemand hält es für nötig, in angemessener Form das Gespräch mit den Bürgern einer Stadt zu suchen, die von den Auswirkungen dieser Krise überrollt zu werden droht. Man macht weiter wie bisher: man baut und baut und baut – trotz aller sichtbaren Leerstände, man widmet sich der Hochkultur, die man ebenfalls durch findige Modelle auf die “sichere Seite” gebracht hat – und “muss” leiderleiderleider an freiwilligen Leistungen sparen, man bedient sich PPP und anderer obskurer Vertragsmodelle um die Pleite zu kaschieren – und reisst uns noch mehr in den Abgrund. Ansonsten schon man sich die Schuld für Vergangenes gegenseitig zu, man reklamiert vermeintliche Erfolge wechselseitig für sich und streitet allenthalben um die Urheberschaft von Projekten,  nach denen es keinen Bürger je verlangt hat. Wahlkampf ? Wo waren die Debatten? Wo klar umrissene Lösungsmodelle? Wo ernstzunehmende Ursachenforschung bei Mißständen? Dies alles hatte nichts zu tun mit dem, was ich einmal als “Demokratie” schätzen und lieben gelernt habe. Dies alles ist zu einem mehr oder weniger würdelosen Spektakel verkommen, auf das nicht einmal mehr die Bock haben, die es veranstalten. Der allgegenwärtige und sichtbare kulturelle Verfall hat auch vor der Politik selbst, die ihn ja befördert hat, nicht Halt gemacht. Unsere gesamte Kultur droht zu verkommen – auch die politische, auch die demokratische – und alle, ausnahmslos alle tragenden Institutionen, alle gesellschaftlichen Säulen,  sind an diesem Verfall beteiligt – oder setzen ihm doch zumindest nichts Entschiedenes entgegen. Die deutlichsten Vorhaltungen muß man jedoch “der Presse” machen. Sie allein hätte die Macht gehabt, diesem Verfall – auch der politischen Kultur – entgegenzu-treten. Es wäre Ihre Aufgabe gewesen, all die Dinge zu thematisieren, die der Bürger, der Wähler wissen muss, wenn er wirklich eine “reife” Entscheidung treffen soll.  Ihre Aufgabe wäre es gewesen, durch freie und umfassende Information dafür Sorge zu tragen, daß die von der Poltik herbeigeführte Politikverdrossenheit, nicht zu einer Demokratieverdrossenheit wird. Sie hätte tun können, was Poltiker seit 2 Jahrzehnten unablässig versäumt haben:  Die Menschen für die Demokratie begeistern können – einfach nur, in dem man sie umfassend informiert, in dem man die Fragen stellt, die ohnehin alle auf den Strassen bewegen. Man hätte dafür sorgen können – und nach meiner Auffassung auch sorgen müssen – dass ein gesamtgesellschaftlicher Diskurs überhaupt stattfinden kann. Das tat man nicht nur nicht – sondern man beförderte obendrein auch noch die Selbstdarstellungsgelüste derer, denen hier ohnehin schon mehr als genug “Spielraum” dafür geboten wird….

Jetzt erstmal Tee. Dann geht es weiter. Isch kann nemmisch auch Show-Down!