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Offener Brief an alle „Funktions- und Mandatsträger“ Teil 3

Donnerstag, 14. Oktober 2010, geschrieben von Mimi Müller

Weil wir alle aber zunehmend unter den Lasten zusammenbrechen, die Sie uns aufbürden, und weil auch noch unsere Kinder und Enkelkinder an diesen Lasten zu tragen haben werden, weil ds so ist:  deshalb sind meine Möglichkeiten auf  Sie, die Sie die Verantwortung dafür zu tragen haben, weitere Rücksicht zu nehmen, nun äußerst beschränkt.  Ich möchte sogar sagen:  Es ist Gefahr im Vollzuge.

Wenn Sie auch Ihre Hände gebunden sehen – die meinen sind es nicht.

Ich sehe Ihre zahlreichen Verstrickungen, Ihre Fesseln, ich verstehe, was Sie treibt. Ich sehe aber auch, dass Sie die Möglichkeit hatten und immer noch haben,  sich daraus zu lösen. Das fordert zwar Courage, aber die hätten Sie meiner Meinung nach schon längst aufbringen müssen. Sie ist eine der Säulen der Demokratie. Das gilt für Funktionsträger ebenso wie für die Ratsmitglieder.  Ihre Entscheidungen, Ihre „Ermächtigungen“ machen all das erst möglich, von dem sie hinterher sagen,  Sie haben keine Ahnung gehabt, sahen sich überfordert, konnten nicht prüfen, seien verhöhnt worden, haben keine Einflussmöglichkeiten mehr gesehen.

Auch Ihnen hat es an der notwendigen Courage gemangelt, auch Sie sind den Anweisungen der „Konzernchefs“ gefolgt. Und Sie haben die Bürger nicht über die Ohnmacht informiert, in der Sie sich selbst sahen.

Durch Ihre Hinnahme der Verhältnisse, Ihr Desinteresse, ihr blindes Vertrauen in Ihre Parteispitzen, Ihre Ignoranz und Ihr Nichtwissenwollen, ist diese Situation erst entstanden.  Auch Sie haben alles gefallen lassen, haben sich gebunden gesehen, auch Sie hätten aufstehen und „Nein“ sagen können und müssen.  Sie alle haben es in der Vergangenheit nicht getan.

Sie hatten nun nahezu 11 Wochen Zeit, es zu tun.  Sie machten weiter wie bisher. Aber sie haben noch immer die Möglichkeit, Konsequenzen zu ziehen, haben noch immer die Möglichkeit zur Umkehr, auf einem Weg, der schon einmal in den Abgrund führte.

Ich hoffe, dass Sie alle nun die Ruhepause, nutzen. Dass Sie Ihr Handeln selbstkritisch hinterfragen. Dass Sie sich überlegen, wie es weitergehen soll.

Wollen Sie die Reihen fester noch schließen? Wollen Sie weiterhin sich die Dinge, für die Sie verantwortlich sind, von den „Konzernspitzen“ aus der Hand nehmen lassen? Wollen Sie weiter Andere  “ermächtigen” Dinge zu tun, für die Sie zuständig sind, für die Sie genauso verantwortlich sind, wie die, die sie für Sie ausführen?

Oder macht sich der Stadtrat, macht sich jeder Einzelne von Ihnen, wieder zu dem, was er immer gedacht war und de jure auch ist:  Dem eigentlichen Herrn des Verfahrens ? Werden Sie wieder abgesandte Vertreter des Volkes sein – oder bleiben Sie Marionetten Ihrer Parteispitzen?

Wie die Geschichte weitergeht, hängt jetzt weitestgehend von Ihnen ab.

Sie haben nun schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. Ich trage meinen Teil zu der dazu notwendigen Ruhe bei.  Ich hoffe, Sie wissen Sie zu nutzen.

Wenn Sie sich Ihrer Verantwortung genauso bewußt werden, wie ich mir der meinen bin, und Sie sich ihr ebenso stellen, wie ich mich der meinen stelle, dann werden wir alle gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.

Mit freundlichen Grüßen

Mimi Müller