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Erste Begegnung mit Beuys

Mittwoch, 5. Januar 2011, geschrieben von Ellen

roseIch wollte mehr davon, von der Kunst, wollte herausfinden, ob und was es noch alles gäbe, ob sich außer Erhabenem und Erheiterndem auch Trostreiches finden ließe.

Und sicher würde es auch mehr geben, denn da waren zwei Räume im Museum, die wurden renoviert. Jetzt schon im zweiten Jahr. Es ging und ging nicht vorwärts – aber irgendwann musste das ja mal ein Ende finden.

In dem einen Raum stand an der Wand ein Regal, eines, wie es auch mein Vater im Keller stehen hatte, mit Werkzeug, Farbtöpfen, Schrauben und allerlei Kram. Was man halt so braucht, als Handwerker…

In dem anderen – und hier standen die Renovierungsarbeiten nun schon seit fast 2 Jahren unmittelbar vor dem Abschluß,  lagen stapelweise Teppichfliesen.

Irgendwann müssten die Handwerker ja mal wieder auftauchen, eigentlich eh unglaublich, wie lang man diese Schlamperei  schon hinnahm. So ein schönes Haus. Und die Handwerker werden und werden nicht fertig…

Zu Beginn meines dritten Besuchsjahres, ich war 13 , fasste ich mir ein Herz, drehte mich zu der Museumswärterin um, die mich wieder mal auf Schritt und Tritt begleitet hatte und fragte sie direkt heraus:

“Bitte, wann wird das denn hier endlich fertig.”  Ich deutete auf den Haufen Teppichfliesen und die Werkstatt.

Die Wärterin sah mich mit diesem unvergleichlichen Blick an, den alle Mitglieder des “allgemeinen Kunstbetriebes” so drauf haben, seien sie Museumswärter oder Pinselaffen, und sie trug die Nase noch ein bißchen höher in ebenjenem Moment, und sagte, mit einer Stimme, die das ganze Entsetzen über soviel Unverstand kunstvoll in Szene setzte:

” Aber das ist doch Beuys! ”

Das ist doch Beuys… Aha.

???

Was immer “Beuys” sein mochte – damit brauchte ich mich nicht befassen.  Es war nicht schön, es bereitete kein Vergnügen, ja es verschimmelte nicht mal. Kunst? Pah!

Ich drehte mich auf dem Absatz herum und ging. Fortan studierte ich die Kunst  “anderswo”.                                                                                                                 Und für lange lange Zeit war Beuys für mich kein Thema…

Das änderte sich erst, als 1986, anlässlich seines Todes, eine Dokumentation im WDR gezeigt wurde. Da sah und hörte ich ihn zum ersten Male. Kein Fernsehbeitrag hat mein Denken, mein Fühlen und mein Handeln so sehr verändert, wie dieser. Und kein Mensch hat je einen so umfassenden und tiefgreifenden Einfluss auf mein Leben genommen wie Joseph Beuys…