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BRD.21 Jahre danach.

Sonntag, 3. Oktober 2010, geschrieben von Mimi Müller

21 Jahre nach dem Mauerfall, dem Wendeherbst.

Bald darauf waren die Verträge gemacht.  Wir wurden vereinigt.

Wurden vereinigt. Passiv.  Zusammengewachsen sind wir nicht. So richtig zusammengewachsen sind nur die, die uns von da an regierten. Mit denen, die ihre Geschäfte mit unserer Ahnungslosigkeit trieben.

Vielleicht wachsen wir jetzt zusammen,  wo ein Volk, einig  im Westen wie im Osten,  anfängt zu begreifen, daß Demokratie ein aktiver, ein fortwährender Prozess ist.  Dass wir, nach rechter und linker Diktatur auch jetzt noch nicht “angekommen” sind in einer Welt,  in der uns wahrhaftige Teilhabe an der Gestaltung unseres Lebens und unserer Lebensräume zugestanden würde.  Zum Zuschauen und Erdulden sucht man uns zu verdonnern,  zu Stimmvieh zu degradieren und uns auf ewig in staatsbürgerlicher Unmündigkeit zu belassen. Vielleicht haben wir nun, wo der Turm einzustürzen beginnt, die “Leuchttumprojekte” uns eins nach dem anderen um die Ohren fliegen, wo Staatsschulden, aufgenommen zu Zwecken, die für uns, die Bürger, keinerlei Nutzen haben, uns erdrücken, wo unsere Beitragskassen leer, unser Gesellschaftsvermögen verscherbelt, unsere Daseinsversorge privatisiert wurde – vielleicht haben wir nun zum ersten Mal die Chance wahrhaftig zusammenzuwachsen.  Zu einer Neuen Einheit einer Republik, deren Volk einig in Frieden für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit eingetreten ist,  als ein von Wirtschaftsinteressen und willfährigen Politkern “durchregiertes”  Europa am Abgrund stand.

Das ist unsere Geschichte,  in der wir stehen. Immer. In jedem Augenblick. Es sind wir alle, die dafür verantwortlich sind, was in den Geschichtsbüchern über uns, über diese Zeit, stehen wird.  Ob wir wollen oder nicht:  Wir schreiben Geschichte.

Heute in Duisburg?  Ist die “Einheit”  zum verkaufsoffenen Sonntag verkommen.

Heute, in Duisburg, hält man ein kleines Gedenktäfelchen, neben das man keine 4 Wochen später ein Riesenwerbeplakat hängen lässt, für einen angemessene Würdigung der Menschen, die zu Tode kamen. Heute in Duisburg, 9 Wochen danach, ist immer noch niemand bereit die Verantwortung für das Geschehen zu übernehmen. Heute in Duisburg – das ist ein Tag mehr eines miserablen Umgangs mit einer Katastrophe, die die ganze Stadt in eine tiefe Krise gestürzt hat. Ein Tag mehr, an dem selbst das geleugnet wird.

Und Sie?  Haben die Gelegenheit, sich heute zu entscheiden:

Gedenken Sie der Einheit shoppend? Die Kaufhäuser stehen Ihnen offen…

Oder gehen Sie zur Abwechslung mal im Rathaus vorbei und fragen Ihre politischen Vertreter, wen sie denn glauben, repräsentieren zu müssen. Ihre Wähler oder Ihre Partei? Was Sie glauben, wer in dieser Stadt der Souverän sei – das Volk, der Rat oder der Oberbürgermeister? Was Sie getan haben, bisher, für die Einheit unseres Volkes, für unser Wohlergehen? Und warum Sie annehmen,  Ihre Vorstellungen von Demokratie über die des Volkes setzen zu können…  Die Türe des Rathauses steht Ihnen offen.

Wohin werden Sie gehen?  Heute. 9 Wochen nachdem 21 Menschen starben.  Am Tag der Einheit. 21 Jahre danach..

Duisburg 21.  Stuttgart 21.  BRD 21.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.

Der Herr segne uns und behüte uns, der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und schenke uns Frieden. Amen

Seien Sie ohne Sorge! Alles wird gut! Wir müssen nur noch zusammen singen lernen.  Aber das wird …  ganz gewiss!