Zurüruck zum Inhalt

Tor 9 – Zeit, dass sich was dreht…

Donnerstag, 9. Dezember 2010, geschrieben von Mimi Müller
Ventspils/Lettland

Ventspils/Lettland

Ich glaube, ich habe jetzt lange genug gegrübelt. Jahrzehntelang hatte ich einen Spruch an meinem Schreibtisch hängen:

Während die Weisen noch grübeln, erobern die Dummen die Festung.

Nach meinen einschlägigen Beobachtungen des Lebens, ist das tatsächlich häufig so:  Die Besonnenen überlegen, was man tun kann, was davon auch zu verantworten ist, sie betrachten das Problem eingehend, gehen sorgsam in Gedanken die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten durch, erbitten Rat von ganz unterschiedlichsten Menschen, bedenken Chancen und Risiken, wägen sorgfältig ab. Punktum: Sie versuchen, statt in wilden Aktionismus auszubrechen, sich von allen persönlichen Interessen so frei zu machen, wie es einem Menschen möglich ist, tuen alles, eine “weise” Lösung zu finden.

Noch während sie dies tun, machen sich andere, die sich in Ermangelung von Geistestüchtigkeit auf Ihre Körperkräfte oder finanzielle Stärke zu verlassen gewohnt sind,  daran, die Dinge in ihrem einfältigen Sinne für sich ebenso nutzbringend wie eilig voranzutreiben. Da das Denken, insbesondere von vielschichtigen Problemen, im allgemeinen mehr Zeit in Anspruch nimmt, als das Ausfahren einer Faust, ein beherzter Tritt in irgendjemandes Eier oder die Übergabe eines Aktenkoffers voll Geld auf einem Schweizer Parkplatz, habe ich, wenn auch widerwillig, feststellen müssen, dass an dem Spruch was dran ist, konnte ja zusehen:

Während die Weisen noch grübelten, eroberten die Dummen die Festung.

Deshalb sieht unsere Welt nun so aus, wie sie aussieht. Ein Scherbenhaufen – wohin man auch blickt.  Unser wundervolles kleines Porzellanlädchen “Erde” ziemlich zerdeppert, von einer Horde eiligst in der Zeit dahinrasender Dummer.  Und gehörten “Heuschrecken” nicht auch zu den 7 Plagen ?

Um dem entgegenzutreten begann ich vor vielen vielen Jahren diese “Dummen” eingehend zu studieren. Sie nennen sich Eliten und regieren die Welt. Und ich begann, mich mit Joseph Beuys und seinem Wirken zu befassen.  Ich bin seinem Ratschlage gefolgt:  “Mit dem Knie denken.” Ich habe es geübt. Und wieder und wieder…

Das “mit dem Knie denken” ist eine feine Ergänzung zum Gebrauch von Herz und Hirn. Es  kürzt die Grübelei, die man keineswegs vernachlässigen sollte, deutlich ab.  Und heute morgen, da zuckt es sehr, das Knie. Aber ganz gewaltig. Ich glaube, es ist jetzt fertig mit dem Denken.

Und meint, es wird Zeit, das sich was dreht…

Die Würfel sind gefallen, die Seiten vergeben…