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Stolpersteine und Spuren des Glücks

Donnerstag, 30. Juni 2011, geschrieben von Mimi Müller

Ein weiterer Artikel in der RP verdient eingehendere Betrachtung. Dieser.

Zunächst war ich verblüfft und einigermaßen sprachlos, denn ich fühlte mich schon im ersten Moment an die Stolpersteine erinnert und fand die Aktion der Bürgerstiftung deshalb einigermaßen befremdlich. Sie nimmt den Stolpersteinen ihre herausragende Stellung in der öffentlichen Wahrnehmung.  Sie leisten einen ganz besonderen, in jeder Hinsicht individuellen, Beitrag gegen das Vergessen. Ihnen gehört derzeit noch und gebührt auch die ungeteilte Aufmerksamkeit.

Nach einigem Überlegen kam ich dann zu dem Schlusse, daß es nicht anders sein kann, als dass man seitens der Bürgerstiftung den Umstand übersehen haben muss, dass man die Stolpersteine durch die eigene Aktion herabzusetzen droht,  zu einer Art  “Inflationierung”  beiträgt, wenn man sich auf die hier beschrittene Weise betätigt.  Weder wollte noch konnte ich mir vorstellen, daß man sich über diesen Umstand im Klaren gewesen sein könnte oder ihn billigend in Kauf genommen hätte.  Ich nahm an, dass man dies “einfach übersehen” hat,  beschloss aber gleichwohl nachzufragen und meine Bedenken zu formulieren.

Dieses Gespräch war mehr als unerfreulich und gipfelte von Seiten meines  rethorisch gewandten, und offenbar auf kritische Nachfragen vorbereiteten, Gesprächspartners,  nach verschiedenen impliziten auch in expliziter Beleidigung,  so daß ich mich zum unverzüglichen Gesprächsabbruch gezwungen sah.

Bis dahin war seinen Worten folgendes zu entnehmen:

Man bestritt eine Ähnlichkeit zu den Stolpersteinen, da man eine andere Ausführung gewählt habe,  ferner unterschieden sie sich auch durch den “Verlegeort” (in diesem Falle: Königstrasse).

Der Künstler seie nicht befragt worden, es gäbe ja auch in anderen Regionen “Bürgersteine”, man wisse nicht, was zuerst da war, Bürger – oder Stolperstein.

Besonders wurde aber darauf hingewiesen, daß man schließlich und zuallererst eine ganz andere Intention habe, nämlich die, den Blick auch auf das Positive zu lenken, an Gutes zu erinnern. Denn, so wichtig es ja auch seie, nicht zu vergessen, so wichtig seie es  “in der modernen Zivilgesellschaft”  eben auch, sich des Positiven, des Guten zu erinnern.

Hätte er noch hinzugefügt, man solle den Blick nach vorn, in die Zukunft richten, dann wäre seine Argumentation an dieser Stelle vollständig deckungsgleich gewesen mit der  “Imagekampagne für Duisburg”,  mit der die Bürgerstiftung die Stimmung der Bürger nach der Loveparade aufzuhellen und von der Frage der Verantwortlichkeit abzulenken sucht.

Ob die “Spuren des Glücks” integrativer Bestandteil dieser Kampagne sind, vermag ich nicht zu sagen, da möge sich jeder selbst seine Gedanken zu machen.

Ich kann meine Leser nur bitten,  davon abzusehen,  sich an der Entwertung der Stolpersteine zu beteiligen und “Spuren des Glücks” auf diese Art zu hinterlassen.  Wenn Sie einer caritativen Einrichtung etwas zukommen lassen wollen:  machen sie es doch direkt.

An schöne Momente erinnern, das kann man auf viele Arten.  Das geht mit vollem Herzen, ebenso wie mit leeren Händen.  Spuren des Glücks hinterlassen sie ohnehin am Besten in den Herzen derer, die sie lieben.

Lassen Sie bitte den Stolpersteinen ihren einzigartigen Charakter und verzichten sie an dieser Stelle darauf,  ihnen etwas  “Positives” beistellen zu wollen.  Das ist ganz und gar unmöglich.