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Stand der Dinge

Mittwoch, 3. September 2014, geschrieben von Mimi Müller

traum

Ich will nicht weniger als Sie, dass es weiter geht.  Ein Großteil der Zeit aber muss ich mit Warten auf Antworten verbringen.  Das ist nicht nur ärgerlich – das hat  System.  Die Zeit soll vergehen und mit ihr soll auch unser Ärger, unsere berechtigte Kritik vergehen, in Vergessenheit geraten, was geschah.  Aber das kennen Sie ja alles schon, seit vielen Jahren, und wissen:  es geht nicht vorbei.  Nicht, bis alles geklärt ist.

Zu Beginn der letzten Woche habe ich zwei ganz erstaunliche Telefonate geführt, die mich erst einmal sprachlos gemacht haben.  Ich war, wie man es so nett wie zutreffend  “einfach platt” umschreibt. Ich konnte das gar nicht glauben, was ich da gehört hatte.  Ich las mir wieder und wieder die Notizen durch, die ich während des einen Telefonates gemacht hatte, um mich nochmal zu vergewissern.  Kennen Sie das? Dass Sie etwas derartig umhaut,  dass Sie an Ihrer Wahrnehmung zweifeln und fraglos darauf warten,  daß der Wecker klingelt und sie endlich aufwachen?  Meiner hat immer noch nicht geklingelt.

Ich erzähl Ihnen das schon noch, wenn ich mich wieder gefasst habe.   Es ist nicht einmal etwas “Brisantes”,  kein neuer Skandal,  es geht um den Umgang mit dem alten.  Und wie da auf einmal alle,  auch vorherige Kritiker,  sich nun einig sind , dass daran nicht weiter gerührt werden solle.   Zwar habe ich mit allen meinen Einwendungen Recht, aber ich solle das “doch nicht so hoch hängen”   “Sie versuchen daraus ein Politikum zu machen”  und  “Künstler und Intendant haben auch kein Interesse  daran,  dass da weiter drüber geredet wird. ”

Es sei wie es sei,  Fehler seien passiert und unter den Folgewirkungen dieser Fehler habe die Stiftung noch länger zu leiden Aber:  das alles sei  ja nun nicht mehr zu ändern.  Und es käme ja auch nicht wieder vor.  Man habe den Eindruck gewonnen, Herr Link habe aus seinen Fehlern gelernt…

Ich erwiderte, dass das doch gerade nicht der Fall seie, Herr Link habe das in der WAZ und in seinem TV-Interview doch noch einmal ganz deutlich gemacht, dass er eben nicht verstanden hat, sondern er beharrlich festhielte an seiner Auffassung Dass da kein Deut von Erkenntnis aufgeblitzt seie, sagte ich, daß es auch keinen Ablehnungsbescheid gebe, dass Herr Link darüber hinaus jahrelang Zeit gehabt hat,  sich mit der “menschlichen Dimension” der Auswirkungen der Loveparadekatastrophe auf seine Mitarbeiter auseinanderzusetzen und, seiner Fürsorgepflicht nachkommend, mit ihnen gemeinsam nach einem Weg heraus zu suchen,  statt in Schockstarre zu verharren.  Und dass es für ihn ein Leichtes gewesen wäre,  die Last von den Schultern seiner Mitarbeiter zu nehmen:  Er hätte nur selbst einen Bescheid unterschreiben müssen…

Es ging dann noch eine Weile hin und her, mein Gesprächspartner,  der vormals ein deutlicher Kritiker der Absage gewesen war,  war mit dem Ergebnis der Kuratoriumssitzung zwar nicht zufrieden, andrerseits aber festen Willens, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Und er ließ keinen Zweifel daran,  dass das  jeder so sieht.  Die Ausstellung wäre ja auch gar nicht verboten, weil sie ja stattfände. Nur eben nicht in Duisburg.

Hätte ich nicht vorher ein paar Übungen auf dem Weg in die Gelassenheit gemacht, wäre das der Moment gewesen, an dem ich in die Schreibtischplatte hätte beißen müssen, um die Contenance zu bewahren.  Hatte ich aber. Hatte ein paar Omms gemacht und mir im Lotussitz derartig die Knochen verdreht, dass mich nix, aber auch gar nix umhauen konnte.

Dieses  “bezwingende” Argument war mir, an ganz anderer Stelle,  schon einmal begegnet. Es ist sehr aufschlussreich. Zeigt es doch…ahwatt, watt soll ich… Denken Sie mal selbst drüber nach.

Ich muss nämlich die Bohnen ernten. Höchste Zeit.