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Auch kleine Steine ziehen große Kreise

Freitag, 17. September 2010, geschrieben von Mimi Müller

Wenn wir jetzt über all das zu reden beginnen, was unsere Herzen und Seelen, unseren  Alltag beschwert, dann hat das  in Duisburg einen besonderen Anlass. Der 24. Juli 2010 war der Tag, an dem die „Fehler im System“ offen zu Tage traten. Man versucht diesen Umstand bis heute zu vertuschen, vor allem versucht man, wo man nicht vergessen machen kann, Schuld zu bagatellisieren, zu individualisieren (den Letzten sollen die Hundebeißen), um von der Verantwortungslosigkeit des eigenen Handeln abzulenken. Vorher. Wie auch nachher.

Tatsächlich hätte dieses „Systemversagen“ an einer anderen Stelle, an einem anderen Ort genauso offen zu Tage treten können. Dass es Duisburg war, daß es in diesem Tunnel passierte: das ist unser aller Schicksal. Es muss uns Verpflichtung sein, denen gegenüber, die uns baten, der Tod ihrer Liebsten möge nicht sinnlos gewesen sein, es muss uns Mahnung sein, auf dass wir Gleiches wie Schlimmeres zu verhindern suchen. Ob dieser eine Tag, diese eine Stunde, in der so viele junge Menschen den Tod fanden, dauerhaft unser Leben überschattet, uns mit Schuld und Scham belädt, wie wir daraus hervorgehen, ob beladen mit der erdrückenden Last dieser Vergangenheit oder erhobenen Hauptes, weil wir dem leichtfertigen Handeln für alle Zukunft ein Ende setzten:

Das alles hängt nun von den Bürgern der Stadt ab. Wenn sie vermögen, dem Tod doch etwas abzuringen, wenn sie es schaffen, aus diesem sinnlosen Sterben ein sinnhafte Zukunft hervorgehen zu lassen – dann ist das der erste Schritt zur Lösung aller weiteren Probleme.

Von ihren politischen Vertreter haben sie nichts mehr zu erwarten – sie haben es in ihrer letzten Sitzung mehr oder weniger deutlich zum Ausdruck gebracht.  Die einen wollen bleiben, die anderen sehen sich ausser Stande, das zu ändern. Und alle spielen „auf Zeit“, bereiten ihre Zukunft vor, „stellen“ sich und die ihren „richtig auf“ – und lassen uns allein. .

Die örtliche CDU tut das in einem ganz besonderen Maße – und bedient sich dabei der ganzen Palette ihrer (auch von ihr selbst geschaffenen) Möglichkeiten – und bekommt dabei ganz erhebliche  Hilfestellung aus konservativen Wirtschaftskreisen – die allerdings nicht immer als solche zu erkennen sind. Welche Interessenslagen seit dem 25. Juli 2010 in dieser Stadt vorherrschen, wie man Menschen, ihre aufrichtige Trauer und Anteilnahme von Anfang an vereinnahmt hat, welcher Mittel man sich dabei bedient, welcher Initiativen man ergriff, welche Vereine und Stiftungen halfen und noch helfen, wie und was man tat – außer sich verantwortungsvoll zu zeigen – und warum, damit befasst sich das Kapitel 3 dieses Tagebuches,  an dem ich so lange schreiben werde, bis die Stadtspitze und der Rat sich endlich verantwortlich zeigen, ihre Rücktritte erklären und Neuwahlen anberaumt sind.

Erst dann beginnt ein neues Kapitel …